Berlin Berlin: Pferdekutsche rast ohne Droschker durch die Gegend

Berlin/ddp. - In diesem Moment scheutenaus bislang unbekannter Ursache die beiden Pferde und gingen durch.
Der Kutscher wollte den Wagen stoppen, wurde jedoch rund 100 Metermitgeschleift und dabei von dem Gefährt überrollt. Er wurde schwerverletzt ins Bundeswehrkrankenhaus eingeliefert. Wie die «BerlinerMorgenpost» am Sonntag berichtete, hat er einen Oberschenkelbruch undzahlreiche Prellungen. Wann er die Klinik verlassen kann, sei nochungewiss.
Die Pferdekutsche war mit den verängstigten Fahrgästen, eine43-jährige Mutter mit ihrer 18-jährigen Tochter und einem 57-jährigenBekannten, allein weiter bis zur Ecke Friedrichstraße gefahren, wozwei Zivilbeamte der Polizei die Tiere endlich zum Stehen bringenkonnten. Die Fahrgäste überstanden nach Angaben der Polizeisprecherindie außergewöhnliche Kutschfahrt unverletzt. Auch die Pferde hättendie Fahrt offenbar ohne Blessuren beendet, obwohl sie mit dem Wagenvier Autos und eine Baustelleneinrichtung beschädigt hatten.
Die Droschkentouren durch die Berliner City stehen bereits seitlängerer Zeit in der Kritik. "Das ist Tierquälerei», beklagte sichder Berliner Tierschutzverein. Erst im Sommer war vor dem Hotel Adlonein erschöpftes Pferd zusammengebrochen.
Seit drei Jahren ziehen insgesamt 40 Kutschpferde Touristen durchdie Hauptstadt - teilweise bis zu 14 Stunden am Tag. Weder dasVerhalten im Straßenverkehr noch der Umgang mit den Tieren isteinheitlich festgelegt.
Deshalb fordert die SPD eine einheitliche Kutschenverordnung fürdie Hauptstadt. «Kutscher benötigen weder einen Führerschein, nocheine Erlaubnis zur Personenbeförderung», kritisierten dieSozialdemokraten vor einiger Zeit. Zudem müsse eineKennzeichenpflicht für Kutschen eingeführt und die täglicheEinsatzzeit der Tiere auf zehn Stunden begrenzt werden. Auch eineGrundversorgung der Pferde mit Wasser und Raufutter müssegewährleistet sein. Die Behörden hätten praktisch keine Handhabegegen die Anbieter.
Der Berliner Tierschutzverein forderte bereits vor Monaten deshalbein absolutes Verbot der Kutschfahrten. Die Pferde litten unter demVerkehr und der verschmutzten Luft, hieß es.