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Berlin-Moabit Berlin-Moabit: Drei Beamte sollen auf den Angreifer geschossen haben

28.09.2016, 12:18
Die Flüchtlingsunterkunft an der Kruppstraße in Berlin. Dort kam es in der Nacht zu einem Polizeieinsatz, bei dem ein 29-jähriger Flüchtling durch Schüsse aus Polizeiwaffen verstarb.
Die Flüchtlingsunterkunft an der Kruppstraße in Berlin. Dort kam es in der Nacht zu einem Polizeieinsatz, bei dem ein 29-jähriger Flüchtling durch Schüsse aus Polizeiwaffen verstarb. dpa

Berlin - Nach dem mutmaßlichen Missbrauch einer Sechsjährigen aus einer Berliner Flüchtlingsunterkunft soll ein verdächtiger Mitbewohner einem Richter vorgeführt werden - zum Erlass eines Haftbefehls.

Zugleich werde gegen Polizisten ermittelt, die den Vater des Mädchens erschossen haben, als dieser sich mit einem Messer auf den 27-Jährigen stürzen wollte, wie der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Mittwoch weiter sagte.

Zeugen beobachteten Missbrauch

Für den Missbrauchsverdacht gebe es Verdachtsmomente und entsprechende Aussagen von Zeugen, so der Sprecher.
Laut Staatsanwaltschaft haben am Dienstagabend vermutlich drei Beamte auf den Angreifer gefeuert. „Es wurden mehrere Schüsse aus mehreren Dienstwaffen abgegeben.“

Der Festgenommene saß laut Angaben bereits in einem Polizeiwagen, als der 29 Jahre alte Flüchtling aus dem Irak losgestürmt sei. Die Polizei war wegen der Missbrauchsvorwürfe in die Unterkunft in der Kruppstraße gerufen worden.

250 Flüchtlinge leben in der Notunterkunft in der Kruppstraße in Berlin-Moabit

In der Notunterkunft in der Kruppstraße leben 250 Menschen in zwei getrennten Bereichen - einer für alleinreisende Männer, einer für Familien. Nach dem tödlichen Vorfall sind nach Angaben des Landesamts für Flüchtlingsfragen Sozialarbeiter und Psychologen vor Ort. Die Familie des Getöteten - er war dreifacher Vater - soll in einer anderen Unterkunft psychologisch betreut werden.

Nach dem Vorfall sieht der Linke-Politiker Hakan Taş Mängel bei der Unterbringung von Flüchtlingen. „Eine vernünftige Unterbringung ist das beste Sicherheitskonzept“, erklärte der Sprecher der Linke-Fraktion für für Inneres, Partizipation und Flüchtlinge am Mittwoch. „Es gibt Bedingungen, die Übergriffe und Missbrauch begünstigen.“ Es müsse deshalb alles getan werden, um die Menschen schnellstmöglich in Wohnungen unterzubringen. (dpa)

Chronologie: Tödliche Schüsse aus Polizeiwaffen

Es sind Einzelfälle, doch sie finden viel Beachtung: Beispiele für Schüsse von Polizisten, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden.

August 2016: Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei will in Dortmund einen mutmaßlichen Zuhälter festnehmen. Es kommt zum Schusswechsel. Der 53-Jährige wird tödlich getroffen, ein Polizist verletzt.

Juli 2016: In einem oberbayerischen Pflegeheim erschießen Polizisten einen seelisch gestörten 62-Jährigen. Er war in Erharting mit einem Messer auf die Beamten losgegangen, einer von ihnen wurde verletzt.

Mai 2016: In Filderstadt (Baden-Württemberg) erschießen Polizisten einen mit Messer und Machete bewaffneten Mann, der in einem Haus randaliert hatte. Er bedrohte auch die Beamten.

März 2016: Bei einem Einsatz der Berliner Polizei gegen eine Einbrecherbande wird der Fahrer eines Autos, mit dem vier Männer flüchten wollten, von einer Kugel getroffen und stirbt.

Februar 2016: Durch den Schuss eines Polizisten wird ein Autofahrer in Lutheran (Mecklenburg-Vorpommern) lebensgefährlich verletzt. Die Beamten hatten ihn bei der Fahndung nach einem flüchtigen Straftäter gestoppt. Der Gesuchte war jedoch nicht in dem Wagen.

Juni 2013: Ein psychisch Kranker stirbt in Berlin, nachdem er von einer Polizeikugel getroffen wird. Der nackt im Neptunbrunnen nahe dem Alexanderplatz stehende Mann hatte sich mit einem Messer selbst verletzt und dann die Beamten angegriffen.