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Bayern Bayern: Liebeskummer als Grund für Amoklauf?

22.05.2012, 16:56
Ein Schild steht vor der Lindenschule Mittelschule in Memmingen (Bayern). (FOTO: REUTERS)
Ein Schild steht vor der Lindenschule Mittelschule in Memmingen (Bayern). (FOTO: REUTERS) X90041

Memmingen/dpa. - Bei aller Erleichterung über den unblutigen Ausgang des Amok-Alarms - an normalen Unterricht war an der Lindenschule in Memmingen gam Mittwoch nicht zu denken. Zwar haben sich die Schüler zum regulären Unterrichtsbeginn in ihren Klassenzimmern versammelt, doch es ging in erster Linie darum, die Geschehnisse vom Vortag zu verarbeiten.

Der 14-jährige Schütze wurde von einem Richter in eine Jugendpsychiatrie eingewiesen. Die Pistolen, mit denen er am Dienstag an einer Hauptschule und an einem Sportplatz um sich geschossen hatte, stammen aus dem Besitz des Vaters, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilten. Der Junge hatte ersten Ermittlungen zufolge einen Waffentresor im Haus geknackt. Der bis dato unauffällige Schüler ist nicht vernehmungsfähig.

Tresortür geknackt

Den Angaben zufolge hatte der Vater die Waffen ordnungsgemäß in einem Tresorraum im Haus der Familie aufbewahrt. Es gebe keine Hinweise auf ein Fehlverhalten des 53 Jahre alten Sportschützen und legalen Waffenbesitzers. Seinem Sohn sei es gelungen, die elektronische Sicherung der Tresortür zu manipulieren. Bei der Tat führte er eine großkalibrige Pistole, eine kleinkalibrige Pistole sowie eine Luftdruckpistole mit sich. Das Amtsgericht Memmingen hatte noch am Dienstagabend Haftbefehl gegen den Schüler erlassen. Der Achtklässler hatte Dienstagmittag zunächst in der Memminger Lindenschule einen Schuss mit einer scharfen Waffe abgefeuert. Auf der Flucht vor der Polizei verschanzte er sich dann auf dem Sportplatz. Dort schoss er mehrmals wild um sich. Die Polizei überwältigte ihn nach Stunden. Verletzt wurde niemand.

„Ein ganz normaler Junge“

Schulleiter Franz Schneider sagte, der 14-Jährige sei zuvor nicht als gewalttätig aufgefallen. Er habe den Achtklässler als „sehr sympathischen jungen Mann“ wahrgenommen. „Es ist ein ganz normaler Junge, ein Mittelschüler, wie wir viele an der Schule haben.“ Er sei auch nicht gemobbt worden. Der Junge habe - aus welchen Gründen auch immer - überreagiert.

Der Tat ging womöglich ein Beziehungsdrama voraus. „Er hatte mit seiner 13-jährigen Freundin Streit, und die Beziehung wurde beendet“, sagte ein Polizeisprecher. Das Paar habe sich etwa einen Tag vor dem Amok-Alarm getrennt. Gesicherte Erkenntnisse über das Motiv des Jungen gibt es allerdings bislang nicht.

Den Kindern und Jugendlichen in der Schule standen am Mittwoch Seelsorger zur Seite. Schulleiter Schneider betonte, dass nach dem Vorfall ein normaler Unterricht vorerst nicht möglich sei. Beim Amok-Alarm am Vortag waren die 280 Schüler per Lautsprecher aufgefordert worden, die Klassenzimmer nicht zu verlassen. Die Räume wurden abgesperrt. Der Notfallplan habe „sehr, sehr gut funktioniert“, sagte Schneider.

Polizeikräfte stehen in Memmingen (Schwaben) in der Straße nahe einer Schule. (ARCHIVFOTO: DPA)
Polizeikräfte stehen in Memmingen (Schwaben) in der Straße nahe einer Schule. (ARCHIVFOTO: DPA)
dpa