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Bayern Bayern: Krailling nach Doppelmord unter Schock

Von Karl-Wilhelm Götte 27.03.2011, 12:15
Blumen und Kerzen sowie ein Zettel mit der Aufschrift «Liebe Sharon wir vermissen dich so sehr» sind vor dem Haus in Krailling zu sehen, in dem am 24.03.2011 zwei tote Mädchen gefunden wurden. (FOTO: DPA)
Blumen und Kerzen sowie ein Zettel mit der Aufschrift «Liebe Sharon wir vermissen dich so sehr» sind vor dem Haus in Krailling zu sehen, in dem am 24.03.2011 zwei tote Mädchen gefunden wurden. (FOTO: DPA) dpa

Krailling/dapd. - Der Bürgersteig in der KraillingerMargaretenstraße füllt sich mit Blumen. Ein großes Foto zeigt dieSchwestern Chiara (8) und Sharon (11) inmitten ihrer Freundinnen.«Warum müssen Kinder immer wieder für Erwachsene büßen?» stehtdaneben geschrieben. Die beiden Mädchen waren am Donnerstag in ihrenKinderzimmern ermordet worden. Ihre Mutter hatte die unter anderemvon Messerstichen gezeichneten Leichen entdeckt, als sie nachts nachHause kam. Vom Täter fehlt jede Spur. Der kleine Ort in Oberbayernsteht unter Schock.

Zwtl: «Ihr habt die Welt bunter gemacht»

«Der ganze Ort ist vollkommen erschüttert, ein Kapitalverbrechenwar hier nicht vorstellbar», sagt die Kraillinger BürgermeisternChristine Borst (CSU). Sie ist am Samstag in die Margaretenstraßegekommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Vor dem Haus derFamilie werden immer mehr Lichter, Kuscheltiere und persönlicheMitteilungen abgelegt.

«Ihr habt die Welt bunter gemacht, leider zu kurz» oder «Das habtihr nicht verdient» lauten die Botschaften. «Shroni, ich vermisseDich soo», schrieb Freundin Hannah. «Anette bitte gib nicht auf»wird die Mutter der getöteten Kinder ermuntert.

Dann kommt Christian mit seiner Mutter vorbei und legt Blumennieder. «Chiara hat mir neulich noch Fußballkarten geschenkt»,erinnert sich der Junge. Er geht in die vierte Klasse derGrundschule, Chiara besuchte die 3c.

Besonders die Eltern in Krailling seien verunsichert, und allehofften darauf, dass die Morde möglichst bald aufgeklärt werden,sagt Rathauschefin Borst. Die Anteilnahme in der8.000-Einwohner-Gemeinde ist groß. «Am Montag werden wir wohlBescheid wissen, wann die Beisetzung sein wird», sagt Borst.

Unterdessen gehen die Ermittlungen auf Hochtouren weiter. AmSonntag, drei Tage nach der Tat, sind weiterhin Mitarbeiter derSpurensicherung vor Ort. Die Beamten zwängen sich in ihre weißenSchutzanzüge, um den Tatort nochmals unter die Lupe zu nehmen. DiePolizei in München kann unterdessen keine neuen Informationen zu demrätselhaften Verbrechen bekannt geben. «Bisher sind 30 Hinweise ausder Bevölkerung eingegangen», sagt Polizeisprecherin Claudia Haas.Eine heiße Spur habe sich daraus aber nicht ergeben.

Zwtl: Die Mutter wohnte seit 16 Jahren in dem Haus

Viele Kinder und Erwachsene stehen stumm und ergriffen vor demHaus. «Die Mutter hat seit fast 16 Jahren im Haus gewohnt», erzähltdie Hausbesitzerin. 1995 sei die Mieterin als Studentin in denersten Stock eingezogen. Auch die Hausbesitzerin ist fassungslos.Schlafen kann sie momentan nur mit Schlaftabletten, wie sie sagt.Genauso geht es einer Nachbarin. Die hatte beobachtet, dass sich dieMutter am Vortag in Begleitung der Polizei Bekleidung aus dem Hausgeholt hatte.

Irritiert zeigen sich die Anwohner über die offenbar nichtverschlossene Wohnungs- und Haustür. «Dass die Tür nichtverschlossen war, das war bekannt», meinte die Nachbarin, «dieMutter hatte Angst, dass ein Feuer ausbricht.»

In der nahe gelegenen Musikkneipe «Schabernack», wo die Mutter inder Tatnacht bei einer privaten Feier war - der Pächter ist ihrLebensgefährte -, geht unterdessen der Betrieb weiter. «Heutegeöffnet» lädt ein Schild für den Abend ein. Dort wird auch Geldgesammelt. «Spendenmöglichkeiten für die Bestattung im Schabernack»steht auf einem Schild hundert Meter entfernt vor dem Haus, in demdie Mädchen ermordet wurden.