Comic-Zeichner mit Lehrstuhl Ausstellung im Volkspark Halle (Saale): Georg Barber ist Halles berühmter Comicprofessor

Halle (Saale) - Wohin genau dieser Mann blickt, weiß man nicht. Vielleicht hat der, der da mit dem Rücken zu uns steht, ja auch die Augen geschlossen oder träumt in sich hinein. Albträumt wohl sogar - im speziellen Falle, denn es sind Kriegsschiffe, die vor den Augen des potenziellen Betrachters ihre Wege kreuzen.
Das Bild, mit dem der Burg-Professor Georg Barber eine der alten Schullandkarten raffinierterweise nicht flächendeckend übermalt hat, zitiert eins der berühmtesten Bilder der deutschen Romantik: Caspar David Friedrichs „Nebelmeer“.
Kunst-Professor ist unter dem Pseudonym „Atak“ eine echte Größe in der Comic-Welt
In der Ausstellung, die Mittwoch in der Hochschulgalerie im Volkspark eröffnet wurde, trifft es insbesondere auf ein anderes, vom romantischen Denken durchaus beeinflusstes Bild namens „Der letzte Mann“ - ein hundert Jahre alter Schlacht-Schinken und - freilich verfälschendes - Heldenbild des Seegefechts vor den Falklandinseln von 1914. „Der letzte Mann“ des Malers Hans Bohrdt (1857-1945) geht hier mit der sprichwörtlich gewordenen „wehenden Fahne“ im eiskalten Atlantik unter.
Und „Der letzte Mann“ ist dann auch der Titel der Schau, mit der sich der in Berlin lebende Lehrstuhlinhaber für Kommunikationsdesign und Illustration an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein nun der hiesigen Kunstöffentlichkeit vorstellt. Viele, sofern sie Freunde von Comics sind, werden Barber freilich kennen - ohne seinen bürgerlichem Namen je gehört zu haben. Schließlich ist er es, der sich hinter dem Pseudonym „Atak“ verbirgt.
Der 49-Jährige gehört damit zu den als Künstler bekanntesten Professoren der „Burg“, blickt er doch auf eine schier endlose Reihe von Veröffentlichungen und Ausstellungen zurück. Bekannt sind von ihm etwa die Heftserie „Wondertüte“ und diverse Buchillustrationen wie etwa zum „Struwwelpeter“ oder zu Mark Twains Buch „Der geheimnisvolle Fremde“.
Ausstellung im Volkspark in Halle (Saale): Gemalte Ansichtskarten, die Soldaten aus beiden Weltkriegen nach Hause schickten
Eher um geheimnisvolle Bekannte geht es aber nun in der Ausstellung im Volkspark, von der Barber hofft, sie mit Blick auf das nächst-jährige Hundertjahresgedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs auch anderswo in Kunst- und Geschichtsmuseen unterzubringen.
Zu empfehlen ist sie diesen Museen in jedem Fall, denn die Schau ist zugleich eine zum Teil erschütternd eindrückliche künstlerische Auseinandersetzung mit dem Militärischen in der deutschen Volks- und Laienkunst.
So bleiben insbesondere gemalte Ansichtskarten, die Soldaten aus beiden Weltkriegen nach Hause schickten, im Gedächtnis. Und ein quasi Comic, den ein hochbetagter Unbekannter in Erinnerung an seine Kriegserlebnisse als Szenenfolge gemalt hat. Auch Arbeiten und Fundstücke anderer Künstler wie Moritz Götze und Robert Deutsch bereichern die Schau.
Die Ausstellung „Der letzte Mann“ wird am Mittwoch, 18 Uhr, in der Galerie im Volkspark an der Burgstraße eröffnet und läuft dort bis zum 7. Mai, geöffnet täglich 14-19 Uhr, Eintritt frei. (mz)