Ausflug zum Schicksalsberg Ausflug zum Schicksalsberg: Familie Messner will zum Nanga Parbat aufbrechen

Rom/dpa. - Auch für die Familie desSüdtirolers Reinhold Messner hat der Berg Schicksals-Charakter, starbdoch 1970 ein Bruder des weltberühmten Alpinisten beim Abstieg vomGipfel. Jetzt plant der 61-jährige Messner einen Familienausflug zudem nur schwer zu bezwingenden Bergriesen in Pakistan, mit Brüdern,Ehefrauen und Kindern. «Wir werden insgesamt eine Gruppe von etwa 25sein», sagte Messner der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Ende Augustsoll die Pilgerfahrt starten.
«Die Idee kam eigentlich von meiner Frau», erzählt Messner. «Allewaren begeistert, und wir planen das Ganze schon seit einem Jahr.»Drei Wochen will sich die Familie am 8125 Meter hohen, majestätischin den Himmel ragenden Nanga Parbat aufhalten. Mit dabei sind siebenBrüder, deren Familien und vier Kinder, darunter Messners vierjährigeTochter. «Natürlich werden wir die Kleinen zum großen Teil tragenmüssen. Aber im allgemeinen akklimatisieren sich Kinder viel besserals Erwachsene», sagt der erfahrene Bergsteiger, der als ersterMensch alle 14 Achttausender der Welt bezwungen hat.
Die Familie will allerdings gar nicht auf 8000 Meter Höheklettern, sondern zur Eingewöhnung zunächst lediglich zum Basiscampan der Südseite aufsteigen und anschließend einige Tage im Basislagerder Westseite auf 4200 Metern Höhe verbringen. Hier soll auch eineGedenkfeier für Messners Bruder Günther stattfinden. Seit dieÜberreste der Leiche 2005 nach mehr als 30 Jahren vom Eis freigegebenworden waren, steht in dem Camp ein Gedenkstein für den Verstorbenen.
Günther Messner hatte 1970 zusammen mit seinem Bruder Reinhold vomletzten Hochlager aus den Gipfel des Nanga Parbat bezwungen. Jedochkam der jüngere Bruder von dem Aufstieg nie zurück. Reinhold Messnerhatte stets beteuert, der damals 24-Jährige sei beim Abstieg auf derso genannten Diamir-Seite über eine bis dahin unbekannte Route voneiner Lawine erfasst worden. Er selbst erlitt schwere Erfrierungen.Jahrzehnte lang wehrte er sich gegen Vorwürfe ehemaliger Kameraden,wonach er seinen Bruder im Stich gelassen haben soll und allein dieDiamir-Route gegangen ist.
Messner prozessierte zornig gegen diese Darstellung - und fühltsich seit August 2005 in seiner Version bestätigt, als die ÜberresteGünthers tatsächlich auf der Diamir-Seite gefunden wurden. Messnerhat seinen Bruder anhand der Schuhe und der Jacke identifiziert - derKopf des Toten wurde nie gefunden. Der Leichnam ruht auf WunschMessners am Nanga Parbat, dort wo er gefunden wurde.
Familie Messner bereitet sich bereits auf das Abenteuer am NangaParbat vor. Es gibt leichtes Lauftraining, die Kinder helfen beimYak-Auftrieb in Südtirol, wo der Abenteurer seit Jahren dietibetanischen Hochlandrinder züchtet. Als Expeditionsarzt sollMessners Bruder Hubert fungieren. Aber statt erfrorener Zehen undHöhenkrankheit sollen bei Messners Reise in die VergangenheitBergsteiger-Romantik und die Familie im Vordergrund stehen: «Wirwerden in Zelten schlafen, abends gemeinsam kochen und uns amLagerfeuer wärmen.» Ziel sei es, «eine gemeinsame Reise an einen Ortzu unternehmen, der für uns alle ein Schicksalsberg geworden ist.»