Handwerk Hilfe für angehende Meister - Ausbildung 2026 kostenfrei
Mehrere Tausend Euro kostet die Ausbildung zum Meister. Für viele junge Leute ist das ein hoher Beitrag. Eine neue Thüringer Regelung soll angehende Meister künftig entlasten.

Erfurt - Die Ausbildung zum Meister in Handwerk, Industrie und grünen Berufen soll in Thüringen von 2026 an durch staatliche Zuschüsse kostenfrei werden. Das kündigten die Regierungsfraktionen von CDU, BSW und SPD in Erfurt an. Derzeit wird ein Großteil der Meisterausbildung durch das Meister-Bafög und ein bei bestandener Prüfung nur teilweise rückzahlbares Darlehen finanziert.
Die bestehende Lücke von etwa 25 Prozent der Kosten will das Land über eine Verdopplung des Meisterbonus und der Meistergründungsprämie schließen, wie die Fraktionsvorsitzenden der drei Parteien zusammen mit Wirtschaftsministerin Colette Boss-John (CDU) in Erfurt ankündigten. Das Land verspricht sich davon vor allem mehr Betriebsgründungen von jungen Meistern oder einen Generationswechsel durch Betriebsübernahmen.
Land übernimmt zusätzliche Millionensumme
Die jährlichen Mehrkosten für das Land von etwa 1,8 Millionen auf 3,6 Millionen Euro sollen im geplanten Doppelhaushalt 2026/27 verankert werden. Für die Umsetzung haben die drei Regierungsfraktionen für die Landtagssitzung Mitte Mai bereits einen entsprechenden Antrag eingereicht.
Laut dem Wirtschaftsministerium unterstützt das Land die Meisterausbildung und die Unternehmensgründungen dann künftig mit etwa zehn Millionen Euro pro Jahr - einschließlich des Landesanteils am Meister-Bafög, das auch Aufstiegsförderung genannt wird. Etwa 35 Millionen Euro kämen vom Bund. Der Meisterbonus soll nun auf 2.000 Euro verdoppelt werden, die Meistergründungsprämie wird ebenfalls verdoppelt - auf 10.000 Euro.
Im Durchschnitt kostet die Meisterausbildung laut Ministerium rund 7.500 Euro. Die Summe zwischen den einzelnen Fachbereichen unterscheidet sich dabei stark – bis zu 13.000 Euro soll es bei Zahntechnikern sein. Die kostenfreie Meisterausbildung hatten sich die drei Parteien in ihrem Koalitionsvertrag als Ziel vorgenommen.
Brombeer-Koalition will Karrieren fördern
Boos-John erklärte: „Eine kostenfreie Meisterausbildung ist ein wesentlicher Beitrag für mehr Betriebsgründungen und Betriebsübernahmen, für mehr Beschäftigung und für eine bessere Versorgung mit Handwerkerleistungen, gerade auch im ländlichen Raum.“
CDU-Fraktionschef Andreas Bühl bezeichnete die kostenlose Meisterausbildung im Freistaat als „zentrales Versprechen unseres Regierungsvertrages“. Thüringen brauche mehr Meisterinnen und Meister. Es würden Anreize für berufliche Karrieren gesetzt, indem die finanzielle Barriere gesenkt werde. Thüringen müsse ein Land der Handwerker bleiben, sagte Matthias Herzog vom BSW. Für seine Fraktion sei wichtig, „dass der Zugang zu Bildung nicht vom Geldbeutel abhängig sein darf“, sagte SPD-Fraktionschef Lutz Liebscher.
Gleichbehandlung mit akademischen Master
Die Industrie- und Handelskammer Erfurt (IHK) erklärte, mit der erhöhten Förderung der Meister- und Fachwirtausbildung sende das Land das Signal, dass die höhere Berufsbildung gestärkt und ihre Gleichwertigkeit mit akademischen Abschlüssen unterstrichen werde.
Die Meisterausbildung müsse genau so behandelt werden wie akademische Bachelor- oder Master-Abschlüsse, hatte der Thüringer Handwerkstag verlangt. In Thüringen würden jährlich mehrere hundert Meisterprüfungen allein im Handwerk abgelegt. Meisterkurse könnten in Vollzeit etwa in 1 bis 1,5 Jahren absolviert werden oder berufsbegleitend quasi in Teilzeit in 2,5 bis 3 Jahren.