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Motorrad-WM Auch ohne deutsches Zugpferd: MotoGP lockt die Massen

Die Veranstalter träumen vom nächsten Besucherrekord. Dabei ist auf dem Sachsenring auch in diesem Jahr kein deutscher Pilot mit dabei. Der Begeisterung tut das keinen Abbruch.

Von Maximilian Wendl, dpa 10.07.2025, 10:56
Siegerlächeln: Marc Márquez gilt als König des Sachsenrings.
Siegerlächeln: Marc Márquez gilt als König des Sachsenrings. Robert Michael/dpa

Hohenstein-Ernstthal - Bestens aufgelegt kommt Marc Márquez zu einem der Publikumsmagneten im Rennkalender: dem Sachsenring. „Wenn ich hierherkomme, lächle ich mehr als sonst“, sagt der achtfache Motorrad-Weltmeister vor dem elften Lauf der Saison. Wie ihm dürfte es auch vielen Fans gehen, die zu Zehntausenden Jahr für Jahr an die Strecke strömen und das Event zu einer der größten Einzelsportveranstaltungen des Landes machen. Und das, obwohl schon zum zweiten Mal nacheinander kein deutsches Zugpferd um Siege mitfährt oder auch nur ein Lokalmatador in einer der drei WM-Klassen am Start steht. Wie ist diese Begeisterung zu erklären? 

Warum ist das Rennwochenende so attraktiv? 

Noch im Jahr 2017 pilgerten gerade einmal knapp 165.000 Zuschauer an die Strecke. Diese Zahl ist über die Jahre gewaltig gestiegen. Im Vorjahr wurden 252.826 Besucher gezählt - die bisherige Bestmarke. Neben den drei WM-Klassen werden auch zwei Nachwuchsserien präsentiert. 

Thomas Voss, ADAC-Motorsportchef, hebt indes hervor, dass nicht nur auf dem Asphalt eine Menge geboten wird. „Der Mix aus Sport und Unterhaltung macht den Grand Prix aus“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur. 

Unter anderem fand bereits am Mittwoch ein Benefizlauf statt. In der Karthalle am Ring kommen viele Fahrer vorbei, geben Interviews und schreiben Autogramme. Es gibt eine Flugshow, eine Stuntshow und in der Vergangenheit nutzte auch der Fußball-Bundesligist RB Leipzig das Wochenende, um sich in der Sommerpause zu präsentieren. 

Wie erfolgreich läuft der Ticketverkauf in diesem Jahr?

Auch in diesem Jahr sind die Veranstalter mit dem Vorverkauf zufrieden. „Die Nachfrage und die Begeisterung für den Motorrad-Grand-Prix sind unverändert hoch“, sagt Voss. „In den vergangenen Jahren war die Tageskasse immer recht stark. Wenn das Wetter passt, schaffen wir vielleicht wieder eine neue Bestmarke.“

Wie ist es um die deutschen Nachwuchshoffnungen bestellt?

Die größten Hoffnungen liegen auf Fynn Kratochwil aus dem thüringischen Mühlhausen. Aktuell fährt er in der Nachwuchsserie Nothern Talent Cup und hat dort fünf von sechs Rennen gewonnen. Der ADAC fördert gemeinsam mit ehemaligen Piloten vielversprechende Talente. „Das mittelfristige bis langfristige Ziel lautet, deutsche Ausnahme-Talente zu finden, die es bis in die MotoGP schaffen können“, sagt der frühere Weltmeister Stefan Bradl, der inzwischen als TV-Experte arbeitet. 

Die deutschen Fans müssen sich zwar wohl noch eine Weile in Geduld üben. Voss ist aber optimistisch: „In den Einstiegsklassen Mini- und Pocket-Bike-Cup sind die Teilnehmerzahlen in den vergangenen beiden Jahren stark gestiegen. Wir haben einen tollen Nachwuchs, der auf dem Sprung in den internationalen Sport ist, so dass die Phase ohne deutsche Fahrer in der WM hoffentlich bald beendet ist.“

Wie sind die Zukunftsaussichten des Grand Prix in Deutschland zu beurteilen?

Der derzeit gültige Vertrag endet 2026. Allerdings soll eine Verlängerung bis mindestens 2031 kurz bevorstehen. „Es sieht sehr vielversprechend aus. Wir sind uns mehr oder weniger einig“, erklärte ADAC-Sportpräsident Dr. Gerd Ennser gegenüber der „Bild“-Zeitung. Es seien lediglich noch ein paar Details auszuarbeiten. „Ich persönlich würde darauf wetten, dass wir uns 2027 am Sachsenring wiedersehen“, so der Funktionär.

Was verändert sich für den Veranstalter durch die Übernahme des Rechteinhabers Dorna Sports?

Voraussichtlich wenig. Denn die handelnden Personen bleiben auch unter der Verwaltung des US-Medienkonzern Liberty Media, der für die Übernahme von Dorna Sports Berichten zufolge mehr als 4 Milliarden Euro gezahlt haben soll, gleich. „Langfristig liegen in dem Wechsel sehr große Chancen“, sagte Voss und erinnert an die Erfahrungen und Entwicklungen der Formel 1. „Liberty hat dort neue Märkte erschlossen, umfangreich im digitalen Bereich entwickelt und neue Zielgruppen begeistert. Diese Stärken werden sie sicherlich auch in den Motorradsport einbringen.“

Wer geht in der Königsklasse als Favorit ins Wochenende? 

Der WM-Führende Marc Márquez wird nicht umsonst als „King of the Ring“ (König des Rings) bezeichnet. Im Grunde kann sich der Spanier am Samstag im Sprint (15.00 Uhr) und am Sonntag im Hauptrennen (14.00 Uhr/jeweils DF1 und Sky) nur selbst schlagen - zumal sein erster Verfolger, sein jüngerer Bruder Alex, nach einem heftigen Sturz angeschlagen ist.