Ravensbrück Ring einer KZ-Überlebenden geht an ihre Enkelinnen
Die Nazis nehmen einer jungen Frau im KZ Ravensbrück einen Ring ab. Viele Jahrzehnte später erhalten ihre Nachkommen ihn zurück.

Fürstenberg/Havel - Die Nachfahren einer Überlebenden des Frauen-Konzentrationslagers (KZ) Ravensbrück haben ein Schmuckstück ihrer Großmutter zurückerhalten. Der Ring der polnischen NS-Verfolgten Halina Kucharczyk wurde ihren Enkelinnen Sylwia und Anna Kucharczyk überreicht, wie die Gedenkstätte mitteilte. Vor rund 80 Jahren hatten die Nationalsozialisten ihr den Ring abgenommen.
Die Rückgabe wurde über die Initiative Stolen Memory („gestohlene Erinnerung“) der Arolsen Archives möglich. Die Archivsammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört nach eigenen Angaben zum Unesco-Weltdokumentenerbe. Das Ziel der Initiative Stolen Memory sei, persönliche Gegenstände von NS-Verfolgten an ihre Angehörigen zurückzugeben. Eine Frau, die sich freiwillig engagierte, hatte die Familie von Halina Kucharczyk laut Gedenkstätte ausfindig gemacht.
Von Briefen bis zu Eheringen
Die Nationalsozialisten hatten den Menschen in den KZ deren persönliche Gegenstände abgenommen - von Armbanduhren über Briefe und Fotos bis zu Eheringen. Die Arolsen Archives verwahren nach Angabe der Gedenkstätte etwa 2.000 Gegenstände. Einige davon wurden ehemaligen Häftlingen des KZ Ravensbrück abgenommen und von der Schutzstaffel der Nazis (SS) in der dortigen Effektenkammer verwahrt, darunter demnach der Ring von Halina Kucharczyk.
Die deutschen Besatzer hatten sie den Angaben zufolge 1944 in Warschau verhaftet und ins KZ Ravensbrück verschleppt. Sie soll später in einem Außenlager des KZ Neuengamme inhaftiert gewesen und am 2. Mai 1945 befreit worden sein. Im Jahr 1999 starb die Frau in ihrer Heimat Polen. Im Frühjahr 2025 sei es einer Frau gelungen, über die Friedhofsverwaltung der polnischen Stadt Radom, den Kontakt zu Halinas Familie herzustellen, teilten die Arolsen Archives mit.
Zehntausende wurden laut Gedenkstätte ermordet
In Ravensbrück bei Fürstenberg/Havel ließ die SS 1939 das größte deutsche Frauen-Konzentrationslager errichten, in das später auch Männer kamen. Zwischen 1939 und 1945 waren laut Gedenkstätte mehr als 120.000 Frauen, 20.000 Männer und etwa 1.000 weibliche Jugendliche dort inhaftiert. Zehntausende seien ermordet worden oder an Hunger, Krankheit oder durch medizinische Experimente gestorben.