Archiv des Lebens Archiv des Lebens: Spitzen-Tierpräparator kommt aus Potsdam

Potsdam/dpa. - Christian Blumenstein vom Potsdamer Naturkundemuseum hat sie für diediesjährigen Europameisterschaften angefertigt - und dort zahlreichePreise eingeheimst. «Die authentische Darstellung ist für mich dasWichtigste, dabei müssen auch Verhaltensweisen, Haltung oderGesichtsausdruck bedacht werden», sagt der 38-Jährige, der europaweitals einer der Spitzen-Präparatoren von Kleinsäugern gilt.
So stimmt auch das kleinste Detail - von der roten Zunge desÄffchens bis zur Tränenflüssigkeit im Auge des Jungfuchses. Manglaubt, dass das Storchenküken gleich mit dem Schnabel zu klappernbeginnt und die Fledermäuse zum Flug ansetzen. «Durch gutePräparation kann das Verständnis für Arten deutlich verbessertwerden», erklärt Museumsleiter Detlef Knuth.
Dafür gibt es laut Blumenstein, der in den 80er Jahren amNaturkundemuseum in Potsdam und Berlin eine Facharbeiterausbildungfür Präparation machte, heute zwei Methoden: Zum einen dieDermoplastik, bei der das abgezogene und konservierte Fell oderFederkleid (der Balg) auf einen aus Schaumstoff nachgebildeten Körperaufgezogen wird. «Dabei muss die Haut exakt passen, sonst gibt esunschöne Dellen.»
Die Dermoplastik wird vor allem bei größeren Tieren angewandt. Aufdiese Weise präparierte Blumenstein schon einen Flamingo und auch einKänguru. Sein Spezialgebiet aber sind die Kleinsäuger, und bei denenbleibt zumeist das komplette tote Tier mit Ausnahme der Innereienerhalten, wobei die Gewebeflüssigkeit durch Wachs ersetzt wird. «Dasist vergleichbar mit der Plastination», erläutert der Experte.
Für die Präparation fixiert Blumenstein das Tier zunächst miteinem Drahtgestell in der «gewünschten» Haltung. «Um Fäulnisvorzubeugen, kommt es dann ein bis zwei Wochen lang in eineKonservierungsflüssigkeit.» Anschließend werden die Eingeweide durchSand, Kork oder andere Materialien ersetzt. In einer speziellenAnlage wird die Gewebeflüssigkeit abgesaugt und flüssiges Wachs(Polyethylenglykol) eingefüllt. «Nach der Trocknung beginnt dann dermühsame Teil der Präparation», betont Blumenstein. So werden unteranderem Fell, Nasen, Ohren oder auch Lider lebensecht nachgefärbt unddie passenden künstlichen Augen gesucht.
Auch die Muskeln der Schnurrhaare von Mäusen müssen mit Kunstwachsaufgefüllt werden, damit diese abstehen. «Wir müssen "nur" die Naturkopieren, und das ästhetisch», sagt der Fachmann. «Bei derPräparation sind handwerkliche Fähigkeiten aus vielen Berufennotwendig, vom Tischler bis zum Chirurgen.»
Museumsleiter Knuth würde sich wünschen, dass das Museum mitseinen rund 250 000 Exponaten vom Land Brandenburg eine dauerhafteFörderung erhält, denn: «Wir haben schließlich ein Archiv des Lebens,das es zu bewahren gilt.»