Anwalt Anwalt über seinen Mandanten Wilfried W.: Höxter-Täter macht "keinen herrischen oder befehlshaberischen Eindruck"

Der Anwalt des mutmaßlichen Gewalttäters von Höxter hat sich in einem Interview zum Fall geäußert. André Pott, der eine Kanzlei im westfälischen Detmold betreibt, ist spezialisiert auf Strafrecht. In der „Neuen Westfälischen“ schildert Pott, dass die Mutter von Wilfried W. ihn engagiert habe. Der Fall sei der sicherlich „größte und bedeutendste“ seiner Karriere, erzählt Pott. Das Medieninteresse sei riesig.
Der Anwalt äußert Zweifel, dass die seinem Mandanten vorgeworfenen Taten sich wirklich so ereignet haben. Dieser sei kein Machtmensch. „Mein Mandant zeigte sich ruhig und kontrolliert. Er machte auf mich keinen herrischen oder befehlshaberischen Eindruck“, so Pott.
In Zweifel zieht Pott die Rolle von Angelika W. Die Ex-Frau des mutmaßlichen Frauenquälers sei ihm hörig gewesen, selbst misshandelt worden und habe daher bei den Taten mitgemacht, hatte Angelika W. bislang laut Polizei ausgesagt. Der Jurist sagt nun, er glaube nicht, dass die Frau „nur eine Opferrolle“ hatte. Es sei unzutreffend, „dass alle Geschehnisse zu Lasten meines Mandanten gehen“. Mit der Abwälzung eines Teils der Schuld auf die Mittäterin dürfte Potts Verteidigungstrategie für den 46-Jährigen Mann aus Höxter-Bosseborn klar sein.
Wilfried W. wirke sehr gefasst. Der Grund ist, wie sein Anwalt glaubt, dass er bereits Knast-Erfahrung habe. Denn 1995 musste er für zwei Jahre hinter Gitter – wegen gefährlicher Körperverletzung gegen seine damalige Lebensgefährtin.
Immer Frauen melden sich
Auf dem Gehöft in Höxter-Bosseborn sind vermutlich zwei Frauen gequält und tödlich verletzt worden. Festgenommen wurden der 46-Jährige Wilfried W. und seine Ex-Frau Angelika W. Der Mann hatte zusammen mit Angelika W. jahrelang Frauen per Kontaktanzeige nach Bosseborn gelockt. Mehrere Frauen kamen knapp mit dem Leben davon.
In den letzten Tagen hatten sich immer mehr Frauen gemeldet, die ebenfalls Kontakt zu dem Tatverdächtigen hatten. Neue Missbrauchsopfer seien aber nicht darunter, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag. Insgesamt seien 35 neue Hinweise eingegangen, überwiegend von Frauen. (cm)