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Antarktis Antarktis: Eisstück von 620 Quadratkilometer Größe ist abgebrochen

22.05.2002, 14:54
Satellitenbild des D-17 vom 13. Mai
Satellitenbild des D-17 vom 13. Mai NOAA

Washington/dpa. - Vom Eis der Antarktis ist erneut ein riesigerKoloss abgebrochen. Der Eisberg von der doppelten Größe Münchens habesich vom Lazarev-Eisschelf gelöst, teilte die für Ozeane undAtmosphäre zuständige US-Behörde (NOAA) am Mittwoch in Washingtonmit. Er sei knapp 56 Kilometer lang, 11 Kilometer breit und schwimmeim Süden des Atlantiks. Die D-17 genannte Eisfläche sei auf einemSatellitenbild vom 13. Mai entdeckt worden.

«Die Häufung der abbrechenden Eisstücke in der Antarktis könntebedeuten, dass wir einen relativ warmen Herbst in Teilen derAntarktis haben», erläuterte Bernhard Rabus vom Deutschen Zentrum fürLuft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen. «Es könnte aber auch sein,dass derzeit besonders intensiv nach Abbrüchen von Eisschelfengesucht wird und auch schon relativ kleine gemeldet werden.» In denvergangenen Jahrzehnten sei in der betreffenden Polarregion keinTrend zur Erwärmung erkennbar.

Auch für den Glaziologen (Eisforscher) Hans Oerter vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven ist das neue, rund 620 Quadratkilometer große Bruchstück «nichts Außergewöhnliches». Dielang gestreckte Form des Eisbergs sei typisch für Schelfeis, das sichins Meer schiebt. «Das Eis der Antarktis fließt in einzelnenEisströmen kontinuierlich ins Meer und schwimmt dann auf dem Wasser.Ist dieses schwimmende Schelfeis zu groß, wird es im Kantenbereichinstabil und bricht ab.» In den vergangenen 25 Jahren seien etwa 100solcher Abbrüche registriert worden. Daten aus der einigen 100Kilometer entfernten Neumayer-Forschungsstation zeigten keinen Trendzur Erwärmung.

Seit Ende Januar haben Forscher in der Antarktis bereits mehreregroßflächige Eisabbrüche beobachtet: Im Mai waren vom Ross-Schelfeisbereits zwei Eisberge der Größe 6336 und 532 Quadratkilometerabgebrochen, Ende März vom Thwaites-Gletscher ein 3400Quadratkilometer großer Brocken. Zudem hatte sich Ende Januar eine3250 Quadratkilometer große Eisfläche vom Larsen-Schelf zu lösenbegonnen und war in tausende Teile zerbrochen.

Trotz einer Erwärmung in der Westantarktis wird es auf demGroßteil des Südkontinents einer jüngsten Studie zufolge deutlichkälter.