Algerien Algerien: Auswärtiges Amt warnt vor Reisen in Region

Berlin/Paris/Wien/Algier/dpa. - Nach dem spurlosen Verschwinden von mindestens 29 europäischen Touristen in der algerischen Sahara hat das Auswärtige Amt (AA) am Montag eine Reisewarnung für die Wüstenregion ausgesprochen. Damit verschärfte das AA seinen Sicherheitshinweis für Algerien. Reisewarnungen sind die höchste Stufe der Sicherheitshinweise und gelten derzeit unter anderem für den Irak und Afghanistan. In Deutschland und in Österreich gab es weiter keinen Hinweis auf die verschollenen Touristen. Kritik am AA hatte zuvor der deutsche Sahara-Club geübt.
«Weiterhin kann nichts ausgeschlossen werden», sagte die Vizesprecherin des Auswärtigen Amtes, Antje Leendertse, am Montag in Berlin. «Wir gehen jedem Hinweis nach.» Fünf zusätzliche Beamte des Bundeskriminalamts seien in Algier angekommen. Vier von ihnen würden in die Sahara weiterreisen. Unter den vermissten 29 Touristen sind 16 Deutsche.
Die algerische Behörden haben nach örtlichen Medienberichten keine konkreten Spuren der verschwundenen europäischen Touristen. Die Tageszeitung «El Watan» berichtete am Montag, sämtlichen Hypothesen von möglichen Terroristenanschlägen bis zur Entführung durch kriminelle Banden werde nachgegangen. Möglich sei aber auch, dass die Touristen in Sandstürmen die Orientierung verloren hätten und in Felshöhlen ausharrten. Die Entdeckung eines Tunnelsystems, von dem ein ARD-Team berichtete, sei bislang nicht bestätigt worden.
Häufige Sandstürme erschwerten die Suchaktionen der Soldaten, die sich von Illizi im Südosten Algeriens bis zur zentral gelegenen Oase Hassi Bellagbour in der Sahara und zur libyschen Grenze erstreckten. In den Felslandschaften der Grenzregion würden Nachtsichtgeräte eingesetzt, weil nur damit Menschen aufgespürt werden könnten. Örtliche Polizeikräfte unterstützten das Militär. Auch eine Suchkarawane der Nomaden habe nichts entdeckt. Die Nachforschungen seien bis nach Tamanrasset im Hoggar-Gebirge ausgeweitet worden.
Das österreichische Außenministerium hatte Ende vergangener Woche eine Reisewarnung herausgegeben. Ungewiss sei, ob die Verschollenen von Terroristen oder einer Bande entführt worden sein könnten, wurde Außenministerin Benita Ferrero-Waldner am Montag von der österreichischen Nachrichtenagentur APA zitiert. In einem Schreiben ersuchte Österreichs Bundespräsident Thomas Klestil seinen algerischen Amtskollegen Abdelaziz Bouteflika, «sich massiv dafür einzusetzen, dass alles getan werde, um die vermissten Österreicher zu finden».
Im Zusammenhang mit dem Verschwinden hatte der deutsche Sahara- Club schwere Vorwürfe gegen das Auswärtige Amt (AA) erhoben. «Die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes sind unzureichend», heißt es in einer am Montag im Internet veröffentlichten «dringenden Reisewarnung» des Clubs. «Auswärtiges Amt und die algerischen Behörden sind überfordert, mit einer Hilfestellung ist zur Zeit nicht zu rechnen.» Ohne Angabe von Gründen äußerte der Club die Vermutung, die 29 Vermissten seien von Terroristen entführt worden. Es sei davon auszugehen, dass es sich bei den möglichen Tätern um eine gut organisierte Gruppe mit weit reichenden Verbindungen über die Grenzen Algeriens hinaus handelt.

