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Petition überreicht Abschiebung in Irak: Schüler fordern Rückholung von Familie

Eine gut integrierte jesidische Familie aus Brandenburg wird in den Irak abgeschoben. Drei Schüler kommen in den Landtag und haben einen großen Wunsch.

Von dpa 07.08.2025, 13:32
Zwei Schüler und eine Schülerin aus Lychen wollen erreichen, dass die abgeschobene jesidische Familie zurück nach Deutschland kommt.
Zwei Schüler und eine Schülerin aus Lychen wollen erreichen, dass die abgeschobene jesidische Familie zurück nach Deutschland kommt. Michael Bahlo/dpa

Lychen - Eine Schulklasse kämpft für die Rückholung der abgeschobenen jesidischen Familie aus Lychen in Brandenburg - bis in den Landtag. Zwei Schüler und eine Schülerin der sechsten Klasse überreichten Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke eine Petition und einen Protestbrief. „Die Zukunft der Familie liegt in ihrer Hand. Handeln Sie und holen Sie die Familie zurück - jetzt!“, heißt es in dem Brief an Innenminister René Wilke (parteilos), den die 13-jährige Leonie vorlas. Rund 35.000 Menschen haben die Petition auf der Plattform Change.org inzwischen unterschrieben.

Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke sagte über die Abschiebung: „Das kann man nicht verstehen.“ Der Landtag werde sich intensiv mit dem Thema befassen. „Wir nehmen euer Anliegen ernst.“ Liedtke rief zu einer genauen Prüfung solcher Fälle auf. „Ich denke schon, dass man Abschiebungen sehr sensibel betrachten muss und auch den einzelnen Menschen im Blick haben soll“, sagte sie. „Es gibt immer die Möglichkeit zu Ausnahmeregelungen - das muss man klären.“

Klage gegen abgelehnten Asylantrag abgewiesen

Die Familie mit vier minderjährigen Kindern hatte mehrere Jahre in Lychen in der Uckermark gewohnt. Sie war am 22. Juli in den Irak abgeschoben worden. Am selben Tag hob das Verwaltungsgericht Potsdam wegen eines Eilantrags zwar die Ausreisepflicht der Familie auf, die Abschiebung lief da aber bereits.

In der vergangenen Woche wies das Gericht die Klage der Familie gegen die Ablehnung ihres Asylantrags von 2023 ab. Offen ist noch, ob die Anwältin der Familie in Berufung geht - auch über einen Eilantrag gegen die Abschiebung ist noch nicht entschieden.

Protestbrief: Familie muss „Schlimmstes befürchten“

Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit. Der Bundestag hatte im Jahr 2023 Verbrechen der Terrormiliz IS im Jahr 2014 an den Jesidinnen und Jesiden als Völkermord anerkannt. 

Die Abschiebung der Familie stieß bei Grünen, Linken und Flüchtlingsorganisationen auf Kritik. Im Protestbrief der Schüler heißt es: „Sie sind Jesiden, haben den Völkermord an den Jesiden überlebt und müssen nun nach ihrer Rückkehr in den Irak Schlimmstes befürchten.“

Die Petition formulierte der 12-jährige Emil. Er vermisst Klassenkamerad Maatz, mit dem er Fußball gespielt hat, wie er berichtete. „Es ist halt blöd, dass sie ohne Grund abgeschoben wurden.“ Die jüngsten Kinder der Familie hätten besser Deutsch gesprochen als ihre Muttersprache, auch die Eltern hätten sich so gut wie möglich versucht, zu integrieren.

„Eine Nacht hat alles verändert“

Die Mutter eines Klassenkameraden, Tanja Niclas, zeigte sich berührt. „Es sind einfach Nachbarn und Freunde, die da abgeschoben wurden und nicht Flüchtlinge“, sagte sie. Niclas las eine Erklärung vor. Dabei standen ihr Tränen in den Augen. „Eine Nacht hat alles verändert und die Familie aus ihrem und auch aus unserem Leben gerissen.“

Derzeit ist die Familie im Irak bei Verwandten untergebracht. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte eine kritische Auswertung des Falles angekündigt, aber darauf verwiesen, dass das Gerichtsurteil akzeptiert werden müsse.