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Abdankung einer Ikone Abdankung einer Ikone: Abschied von Königin Beatrix

25.04.2013, 14:25
Königin Beatrix der Niederlande mit Prinz Willem-Alexander (l.) und Prinzessin Maxima (r.).
Königin Beatrix der Niederlande mit Prinz Willem-Alexander (l.) und Prinzessin Maxima (r.). dpa Lizenz

Den Haag/AFP - Jedes Jahr am 30. April hat sich Königin Beatrix von ihren Landsleuten feiern lassen. Der Königinnentag ist der Geburtstag ihrer Mutter Juliana und der Jahrestag ihrer Thronbesteigung - in diesem Jahr wird es der Tag ihrer Abdankung sein. Am 28. Januar, drei Tage vor ihrem 75. Geburtstag, hatte Beatrix angekündigt, am 30. April nach genau 33 Jahren auf dem Thron zugunsten ihres Sohnes Willem-Alexander abzudanken.

Verständnis für die Abdankung

Als „Symbol der nationalen Einheit“, wie sie der niederländische Schriftsteller und Adelsexperte Han van Bree einmal nannte, und moderne „Monarchie-Managerin“ ist Beatrix bei ihren Landsleuten äußerst beliebt. Umfragen bescheinigten der Königin mit den adretten Kleidern, der makellosen Frisur und den bisweilen exzentrischen Hüten regelmäßig hohe Sympathiewerte. Trotz der Sympathie für ihre Königin nannten allerdings in einer Umfrage zum 30. Thronjubiläum viele Niederländer 2013 als gutes Jahr für eine Amtsübergabe.

Staatstragende Betonfrisur

Das Markenzeichen von Königin Beatrix ist ihre haubenartige Betonfrisur. Sie ist damit seit Jahrzehnten auf Briefmarken und Geldstücken zu sehen, erst auf Gulden-, dann auf Euromünzen. Die Silhouette ihres Kopfes wurde unverwechselbar, ein Symbol für Stabilität und Verlässlichkeit.


Die Staatsporträts der Königin, die alle öffentlichen Gebäude, und auch viele Firmensitze und Kulturstätten in den Niederlanden schmücken, konnten deshalb im Laufe der Jahrzehnte immer abstrakter werden. Zur Wiedererkennung reicht eine einzelne Linie, die die Umrisse des königlichen Hauptes nachzeichnet. Deshalb wäre es auch undenkbar gewesen, die Frisur zu ändern. Niederländische Kommentatoren haben immer wieder gewarnt, dass dies geradezu eine Staatskrise heraufbeschwören würde. Fest steht, dass Beatrix eine der wenigen Konstanten im Leben von Millionen Niederländern ist.


Als sie 1980 Königin wurde, gab es noch Schreibmaschinen, Plattenspieler und die Berliner Mauer. Fast alles hat sich seitdem geändert, nur nicht die Frisur des Staatsoberhaupts. Und egal welche Katastrophen über die Niederlande hereinbrachen, ihre Haarpracht erwies sich als krisenfest. Selbst bei Besuchen in sturmgepeitschten Überschwemmungsgebieten hielt die Föhnfrisur. Für viele ihrer Untertanen war das außerordentlich beruhigend. Solange Beatrix die Haare nicht durcheinandergerieten, konnten die Niederlande noch nicht ernsthaft bedroht sein.


Anders als ihre Mutter verstand sich Beatrix Wilhelmina Armgard von Oranien-Nassau und von Lippe-Biesterfeld von Beginn an als politische Monarchin. Sie ließ sich mit „Ihre Majestät“ anreden, war sich der verfassungsrechtlichen Grenzen ihres Amtes aber bewusst. Ihr Amtsverständnis machte Beatrix deutlich, als Monarchiegegner gewalttätig gegen ihre Krönungszeremonie 1980 protestierten. Nicht ein vererbter Machtanspruch, sondern „nur die Bereitschaft, der Gemeinschaft zu dienen“, könne der Sinn moderner Monarchie sein, sagte sie damals.

Kindheit im Exil

Beatrix wurde am 31. Januar 1938 als erstes Kind von Königin Juliana und Prinz Bernhard geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie wegen des Zweiten Weltkriegs größtenteils im britischen und kanadischen Exil. Nach ihrem Jurastudium an der Universität Leiden heiratete die Thronfolgerin 1966 den westdeutschen Diplomaten Claus von Amsberg und sorgte damit in ihrer Heimat für einen Skandal.
Die Erinnerungen an die deutsche Besatzung waren noch frisch, und viele Niederländer konnten sich damals nicht vorstellen, dass ein ehemaliges Mitglied der Hitlerjugend in den Königspalast einziehen könnte. Prinz Claus gewann mit seiner bockigen Einstellung zum steifen Hofzeremoniell aber bald die Herzen der Menschen. Nach seinem Tod 2002 trauerte das ganze Land mit Beatrix.

Irritationen über Partnerwahl

Wie ihre eigene Hochzeit irritierten auch die Heiratspläne von zwei ihrer drei Söhne die Öffentlichkeit. Willem-Alexander heiratete 2002 die Argentinierin Máxima Zorreguieta. Anschließend sorgte die Heirat von Prinz Johan Friso mit Mabel Wisse Smit für Schlagzeilen, weil die bürgerliche Braut eine Beziehung mit dem niederländischen Drogenboss Klaas Bruinsma gehabt haben soll. Um Mabel trotzdem heiraten zu können, verzichtete Johan Friso 2004 auf seinen Thronanspruch.


In den vergangenen Jahren musste Beatrix mehrere Schicksalsschläge verkraften: Am Königinnentag 2009 versuchte ein Mann in der Stadt Apeldoorn mit einem Auto in die Königsfamilie zu rasen; sieben Menschen kamen dabei ums Leben. Besonders schwer aber lastet auf ihr der Ski-Unfall ihres Sohnes Johan Friso, der im Februar des vergangenen Jahres bei einem Lawinenunglück in Österreich schwer verletzt wurde und seitdem im Koma koliegt.