Christo und Jeanne-Claude 30 Jahre nach Verhüllung - Reichstag wird angestrahlt
Auch wer zu jung ist, um sich an die Aktion selbst zu erinnern, kennt die Bilder von der Verhüllung des Reichstags 1995 durch Christo. In Erinnerung daran ist nun etwas ganz Besonderes geplant.

Berlin - Anlässlich des 30. Jubiläums der Verhüllung des Reichstagsgebäudes soll diese nun auf die Fassade projiziert werden. 24 Hochleistungsprojektoren sollen von drei Plattformen aus „eine Monsterprojektion“ auf die Fassade bringen, sagte Kulturmanager Peter Schwenkow, der gemeinsam mit dem Unternehmer Roland Specker maßgeblich an dem Projekt beteiligt ist.
Das Künstlerehepaar Christo (1935-2020) und Jeanne-Claude (1935-2009) hatte nach viel Überzeugungsarbeit die Genehmigung bekommen, das Reichstagsgebäude 1995 zu verhüllen. Die Bilder vom „Wrapped Reichstag“ gingen um die Welt und sorgten für „unglaubliche Stimmung und Atmosphäre“, sagte Schwenkow, der auch damals am Projekt beteiligt war.
Reichstag soll aussehen wie damals
Wie feiert man das Ereignis vor 30 Jahren am besten, hätten er und Specker sich gefragt, erzählt Schwenkow im Gespräch mit der dpa. Das größte und spektakulärste Christo-Projekt hierzulande sei die Verhüllung des Reichstags gewesen. „Und da haben wir gesagt: "Wir fragen mal, ob wir vielleicht auf den Reichstag eine große Projektion machen können, dass der Reichstag so aussieht, wie er damals aussah, als er verhüllt war."“ Damals war auch der Neffe von Christo, Vladimir Yavachev, in Berlin. Der Direktor der Projekte des Künstlerehepaares sagte, er sei „sehr glücklich und aufgeregt“ über die Erlaubnis.
Die Projektion solle vom 9. bis 20. Juni jeweils von 21.30 bis 01.00 Uhr nachts an der Westfassade des Gebäudes zu sehen sein. Infrage gekommen seien nur parlamentsfreie Tage, da der Betrieb nicht gestört werden dürfe. „Umsonst und draußen geht in Berlin immer ganz besonders gut“, sagte der Kulturmanager. „Wir sind sehr dankbar, dass wir die Genehmigung bekommen haben.“ Am 13. Juni wäre auch der 90. Geburtstag des Künstlerehepaares gewesen, beide waren am 13. Juni 1935 geboren worden.
„Durchatmen, innehalten, Relevanz von Kunst einatmen“
Das Projekt koste etwa eine halbe Million Euro, die Kosten würden von der Stiftung von Christo und Jeanne-Claude, Specker und ihm selbst getragen, sagte Schwenkow. Der Geist, der hoffentlich entstehe, sei nicht nur für das Projekt, sondern für die Stadt wichtig, glaubt Schwenkow. „Einfach ein bisschen innehalten, durchatmen und die Relevanz von Kunst einatmen.“
Kunst erkläre und schaffe Diskussionen, bringe aber auch große Gemeinsamkeiten, sagte Schwenkow. „Die Hoffnung ist ja, wenn alle vor dem Reichstag sitzen, der so aussieht wie vor 30 Jahren, dann ist es ja völlig egal, ob sie arm oder reich, links oder rechts, groß oder klein, Inländer oder Ausländer sind. Mit diesem Projekt kann sich im Grunde genommen jeder staunend identifizieren und das ist das Verbindende von Kunst, denke ich.“