13 Verletzte nach Blitzeinschlag bei Römerfest
Xanten/dpa. - Die erste Warnung kam 15 Minuten, bevor das Gewitter mit aller Gewalt über Xanten hereinbrach. Fünfmal wurden die Besucher des beliebten Römerfestes am Niederrhein über Lautsprecher aufgefordert, Schutz unter festen Unterständen zu suchen.
Doch viele im Archäologischen Park taten genau das, was man bei einem Gewitter auf keinen Fall tun sollte: Sie flüchteten sich unter Bäume. Dann schlug der Blitz ein - zwar in den Boden, aber die elektrische Spannung, die sich entlud, war gewaltig. 13 Menschen wurden am Samstagnachmittag verletzt. Vier von ihnen erlitten schwere Verbrennungen.
Binnen weniger Minuten waren mehr als 300 Rettungskräfte im Archäologischen Park. Ein 13-jähriges Mädchen konnte durch Rettungskräfte noch am Unglücksort wieder belebt werden. Die anderen Opfer hätten Schocks erlitten, sagte ein Polizeisprecher. Rettungswagen und drei Rettungshubschrauber brachten die Verletzten in Krankenhäuser nach Bochum und Duisburg.
Über den Gesundheitszustand der Schwerverletzten wurde am Sonntag zunächst nichts bekannt. Bei den Opfern handelte es sich laut Polizei um Erwachsene und Kinder aus dem gesamten Bundesgebiet und aus den Niederlanden. Notfallseelsorger kümmerten sich nach dem Unglück um Angehörige und Besucher.
Der Blitz schlug zwischen Linden und einer Schwarzkiefer in den Boden ein, sagte der Pressesprecher und Programmleiter des Parks, Ingo Martell, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Das Loch war 62 Zentimeter tief, hatte aber nur wenige Zentimeter Durchmesser.
Der Deutsche Wetterdienst hatte von mittags bis zum Nachmittag immer wieder aktualisierte Unwetter- und Gewitterwarnungen für Nordrhein-Westfalen herausgegeben. Programmleiter Martell wies Vorwürfe zurück, die Besucher zu spät gewarnt zu haben. Es sei nach dem Notfallplan gehandelt worden. Die Warnung sei viermal wiederholt worden. Ausdrücklich seien die Besucher aufgefordert worden, Schutz unter festen Unterständen wie dem rekonstruierten Amphitheater, dem Tempel und der römischen Herberge zu suchen. All diese Gebäude seien innerhalb einer Minute im Park zu erreichen. «Die Besucher haben über zehn Minuten Zeit gehabt, die Unterstände aufzusuchen», sagte Martell.
Experten meinen, dass Veranstalter von großen Festen im Freien oft die Gefahren von Naturgewalten unterschätzen. «Der moderne Mensch hat das Verhältnis zu den Gefahren der Natur weitgehend verloren und wähnt sich in trügerischer Sicherheit. Dabei gibt es statistisch gesehen jedes Jahr um die hundert Opfer von Blitzen», sagte der Direktor des neu gegründeten Institutes für Feuerwehr- und Rettungstechnologie in Dortmund, Klaus Schäfer, der dpa.
Beim Unglück in Xanten hätten die Besucher ein «typisches Fehlverhalten» gezeigt: Die Menschen hätten bei dem einsetzenden starken Regen automatisch Schutz unter Bäumen gesucht. Bei Gewittern sollte man sich aber in Hauseingänge oder unter Vorsprünge flüchten. In freiem Gelände solle man sich in eine Senke oder eine tiefer gelegene Stelle hocken und sich zusammenkauern. Senken oder Mulden jedoch gibt es im Archäologischen Park kaum, dafür aber viele Alleen.
Die für zwei Tage geplante Veranstaltung «Schwerter, Brot und Spiele» wurde unverzüglich beendet. Bei dem alle zwei Jahre stattfindenden größten Römerfest Europas mit mehr als 20 000 Besuchern wollten über 400 Menschen - verkleidet als Soldaten, Gladiatoren, Handwerker und Marketenderinnen das Leben in einem Legionslager vor 2000 Jahren zeigen. Am Sonntag war der Park aber für den normalen Besucherbetrieb wieder geöffnet.
[Archäologischer Park Xanten]: Wardter Straße, Xanten