Zwischen Panik und Vorsicht Zwischen Panik und Vorsicht: Angst vor dem Paketboten: Was Behörden jetzt empfehlen

Halle (Saale) - Nach dem Bombenalarm von Potsdam wächst vor allem in Behörden und Institutionen die Angst vor einem Anschlag. Am Montag kam es zu einer Serie von Fehlalarmen - unter anderem war befürchtet worden, dass in die Thüringer Staatskanzlei eine Handgranate per Paket geliefert worden sein könnte. Tatsächlich waren nur zusammengerollte Kataloge im Paket.
In Berlin löste in einer Bußgeldstelle ein Christstollen in einem Paket und in Sondershausen (Thüringen) eine Grußkarte in einem Brief - eine Mitarbeiterin meinte, Pulver und Drähte erspürt zu haben - Fehlalarme aus. In Halle wurde der Mühlweg, die zentrale Straße im gleichnamigen innerstädtischen Wohnviertel, durch die Polizei abgeriegelt.
Im Amt für Flurneuordnung hatten die Mitarbeiter ein Paket als verdächtig gemeldet. Unter anderem rückten Spezialkräfte aus Magdeburg an. Die Polizei gab nach wenigen Stunden Entwarnung. „Gerade nach den Vorkommnissen in Potsdam nehmen wir solche Fälle sehr ernst“, sagte Polizeisprecherin Antje Hoppen.
Paketdienst: Besondere Vorsicht bei unbekannte Absendern
Die Sicherheitsbehörden versuchten gleichzeitig zur Vorsicht zu mahnen und Panikmache zu vermeiden. „Wir beobachten die Fälle und gehen sorgsam mit den Informationen um“, formulierte Jens Waldmann vom Landeskriminalamt (LKA) Sachsen-Anhalt. „Generell raten wir den Leuten zur Vorsicht bei Paketen, bei denen die Absender unbekannt sind oder die von sich aus verdächtig wirken.“
Am Freitag war eine Paketbombe am Potsdamer Weihnachtsmarkt unschädlich gemacht worden. Nach Angaben der Polizei verlangen Erpresser von DHL, der Pakettochter der Deutschen Post, Millionen Euro und drohen mit weiteren Bomben. Die Sicherheitsbehörden in Brandenburg hatten die Bevölkerung gebeten, beim Empfang verdächtiger Pakete sehr vorsichtig zu sein. Im Zweifel solle die Polizei informiert werden.
Bis zu sieben Millionen Pakete am Tag - Kontrolle nicht möglich
DHL-Sprecherin Anke Blenn sagte, dass es auch nach Angaben der Polizei grundsätzlich nur dann eine Bedrohung geben könne, wenn gefährliche Pakete „aktiv geöffnet werden“. Allen Kunden empfehle DHL daher, vorerst nur Sendungen von bekannten Absendern anzunehmen oder Sendungen, die man selbst bestellt hat.
Im Übrigen gebe es derzeit keine Hinweise, aus denen eine konkrete Bedrohung für die Annahme von Paketen hervorgeht. In der Vorweihnachtszeit transportiert DHL an einzelnen Tagen mehr als sieben Millionen Pakete. „Daraus allein ergibt sich bereits, dass die Kontrolle des Inhalts jeder einzelnen Sendung nicht ohne weiteres möglich ist“, so DHL-Sprecherin Blenn. Sie versprach, dass aber „alle Maßnahmen“ ergriffen werden, um die Mitarbeiter zu schützen.
Die Pakete für Empfänger im südlichen Sachsen-Anhalt kommen aus dem Paketzentrum Radefeld bei Leipzig. Laut Tom Bernhardt vom LKA Sachsen werden Handlungsanweisungen für alle Polizeidienststellen erarbeitet. Die Beamten müssten wissen, wie sie sich verhalten sollen, wenn ein Bürger mit einem verdächtigen Päckchen kommt. „Was wir feststellen, ist eine Verunsicherung bei den Menschen. Hausbewohner trauen sich schon nicht mehr, Paketsendungen für Nachbarn entgegen zu nehmen, weil sie Angst haben, was in den Paketen drin sein könnte“, so Bernhardt. (mz)