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YouTube-Stars YouTube-Stars: Dunkler Parabelritter aus Halle will wie die Lochis durchstarten

Von Steffen Könau 30.07.2015, 07:51

Halle (Saale) - Der junge Mann schaut ein wenig ratlos in die Kamera. Hinter ihm im Zoo von San Francisco stehen ein paar Elefanten herum. Jawed Karim, der aus Merseburg stammt und einer der Erfinder der Videoplattform Youtube ist, lobt schließlich die Länge ihrer Rüssel, die wirklich immens sei. Ein paar Ziegen meckern. „Das war’s“, sagt Jawed Karim.

Was für ein Irrtum. Denn obwohl es kein Drehbuch für den nur 18-sekündigen Wackelfilm gab, der der erste war, der auf die damals noch brandneue Seite Youtube hochgeladen wurde, schauten sich das Video bis heute mehr als 25 Millionen Menschen an. Und zehn Jahre nach Karims Premiere wimmelt es auf Youtube, mittlerweile die drittmeist besuchte Seite im ganzen Internet, von zumeist jungen Leuten, die mit mehr oder weniger kurzen, mehr oder weniger anspruchsvollen und mehr oder weniger wacklig gefilmten ähnlichen Videos ein Publikum unterhalten, das regelmäßig nach Millionen zählt.

Kathrin Fricke alias Coldmirror gehört zu den Pionieren der Szene. Schon 2006 begann die damals 32-jährige Bremerin, „Harry-Potter“-Filme auf witzige und zugespitzte Weise neu zu synchronisieren. Ein Rezept, das Coldmirrors Youtube-Kanal in Rekordzeit zu einem der beliebtesten Angebote der Videoplattform machte. Ähnlich ging es wenig später auch Sven Wittek und Gilbert Rödiger alias Elsterglanz. Die beiden Hobby-Humoristen aus Eisleben landeten mit der Neuvertonung von Szenen aus einem Sylvester-Stallone-Film einen Kulthit: „Rambo - der beste Koch der Welt“ fand Millionen Fans und etablierte das überbetonte Mansfeldisch der beiden Eisleber als deutschlandweit konkurrenzfähiges Idiom für absurde Komik.

Bescheidene Pioniere

Nicht viel mehr als acht Jahre sind seitdem vergangen. Und doch wirken die Erfolge der Youtube-Pioniere nur noch wie bescheidene Anfänge. Die neuen Stars aus der Tube sind Leute wie die Zwillingsbrüder Heiko und Roman Lochmann, 16 Jahre alt, seit vier Jahren im Geschäft. Knapp 1,5 Millionen sogenannter Abonnenten haben die beiden Internetkomödianten, die sich die Lochis nennen und auf Parodie-Versionen bekannter Chart-Hits spezialisiert haben. Fast 400 Millionen Mal wurden die Videos der singenden, springenden Brüder bisher angeschaut und wenn sie - wie am Freitag in Dessau - eine Autogrammstunde um 15 Uhr im Dessau-Center ankündigen, muss die Veranstaltung wegen des erwarteten Ansturms junger Fans schon mal aus einem Kaufhaus auf ein Parkdeck verlegt werden.

Weitere Informationen zu den Stars auf YouTube lesen Sie auf Seite 2.

Auch Florian Mundt, besser bekannt unter seinem Youtube-Namen LeFloid, unterrichtet in seinen Nachrichtensendungen der anderen Art ähnliche Massen: Eine Million Zuschauer pro Film sind die Regel für den 27-jährigen Berliner, der wegen seiner Popularität beim jungen und sehr jungen Publikum kürzlich sogar die Gelegenheit bekam, Kanzlerin Angela Merkel exklusiv zu interviewen.

Generation der Millionäre

Mundt, der von sich sagt, er sei ein „Youtuber aus Leidenschaft mit dem Hang zur eigenen Meinung und Spaß am Provozieren“, erreicht mit seiner Mischung aus Straßenslang und Händerudern 2,5 Millionen Stammzuschauer, seine Videos schauten 350 Millionen Menschen. Zum Vergleich: Die Fußball- Nationalmannschaft muss 30 Länderspiele absolvieren, um solche Massen zu erreichen.

Dabei sind LeFloid und die Lochis nicht allein. Wie im englischsprachigen Raum, in dem der Schwede Felix Kjellberg alias PewDiePie 40 Millionen Stammzuschauer gesammelt hat, die seine Filmchen bis heute fast zehn Milliarden Mal anschauten, gibt es auch in Deutschland eine Generation von Youtubern, die mit Comedy, Musik, Schönheitstipps und sogenanntem LetsPlay ein Publikum erreichen, das größer ist als das der meisten Fernsehsendungen.

Sami Slimani etwa bringt es mit schnellgeschnittenen Ratgebervideos regelmäßig auf eine halbe Million Zuschauer. Sein Kollege Gronkh aus Braunschweig, der eigentlich Erik Range heißt, kann sich auf eine Fangemeinde von fast vier Millionen Menschen verlassen. Auch der Technikexperte Sascha Pallenberg findet mit der Vorstellung neuer Handys und Tablets ein riesiges Publikum. Und kassiert dafür Werbeeinnahmen von etwa 20.000 Euro im Monat.

Ein Traumjob, zumal es nach oben keinerlei Begrenzung gibt. Nach Angaben des auf Youtube-Analyse spezialisierten Dienstes Socialblade.com kommen die weltweit erfolgreichsten Kanäle auf Monatseinnahmen von mehr als einer Million Euro. Y-Titty, das Comedytrio, das einen der größten deutschen Kanäle bespielt, nimmt nach Meinung von Socialblade immerhin etwa 985.000 Euro im Jahr ein.

Soweit ist der Hallenser Alexander Prinz noch lange nicht. Aber der Mann mit dem langen Wallehaar, der in der Saalestadt Lehramt studiert, arbeitet daran. Als „Der dunkle Parabelritter“ konzentriert sich Prinz auf seinem Youtube-Kanal auf Berichte aus der geheimnisvollen Welt der Metal-Musik. Über 30.000 Abonnenten hat er mit seinen augenzwinkernden Berichten über Festivals, Bands und Macher im Hintergrund gewonnen, mehr als vier Millionen Mal sind seine Videos angeschaut worden. Genug, um wie diese Woche beim Kultfestival in Wacken ein eigenes Fantreffen zu veranstalten. Noch zu wenig, um davon zu leben. Das aber ist ja auch nicht das Ziel. „Es macht einfach Spaß“, nennt Alexander Prinz als Hauptmotivation.