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Würgespiele Würgespiele: Suche nach dem «Kick» ist häufig tödlich

Von CHRISTIAN SCHAFMEISTER 08.02.2010, 20:44

HALLE/MZ. - So starben 2009 allein in Frankreich 13 Jugendliche. In Deutschland sind Würgespiele zwar noch relativ unbekannt. Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) spricht dennoch bereits von einer tödlichen Gefahr. Und das nicht ohne Grund. So kam ein 14-jähriger Junge aus dem Havelland im Dezember ums Leben, als er sich selbst strangulierte.

Nach Aussagen von Fachleuten wird durch das Würgen die Blutversorgung zum Gehirn unterbrochen. Das kann zu einem Rauschzustand führen, aber auch zu Ohnmacht. Durch Hirnblutungen etwa drohen irreversible Schäden.

Daher stellte das Bildungsministerium in Brandenburg als Reaktion auf den Fall des 14-Jährigen Informationen zu Risiken und Gefahren sowie Hinweise für Eltern ins Internet. Beim Kenntnisstand gebe es ein "krasses Missverhältnis", erklärte Sprecher Stephan Breiding. So sei das Thema bei Jugendlichen viel präsenter als bei Eltern, Lehrern und Erziehern. "Die aber müssen lernen, damit umzugehen." So seien Eltern bei einigen Todesfällen von Kindern von einem Suizid ausgegangen, für den sie keine Erklärung hatten. Später stellte sich heraus, dass diese Kinder Opfer von Würgespielen waren.

Der Deutsche Kinderschutzbund rät, das Thema möglichst besonnen und ruhig zu behandeln sowie Kinder vorbeugend aufzuklären. Etwa darüber, dass Strangulation zur Sucht werden kann. Gefährlich sei auch, dass viele Jugendliche glauben, die Strangulierung rechtzeitig beenden zu können. Erfahrungen hätten aber gezeigt, dass sie "diesen Moment nicht immer im Griff haben", betonte Geschäftsführerin Paula Honkanen-Schoberth. Sie rechnet mit einer weiteren Ausbreitung der Würgespiele. Die habe es zwar auch in früheren Jahrzehnten gegeben. "Durch das Internet ist aber eine schnelle Verbreitung zu fürchten."

Konkrete Fälle sind bislang zwar in Sachsen-Anhalt nicht bekannt. Das Gesundheitsministerium geht aber von einer sehr hohen Dunkelziffer aus. Schon bei ersten Auffälligkeiten wie Abdrücken am Hals oder blutunterlaufenen Augen sollten Eltern sich an einen Kinderarzt wenden. Und angesichts der Risiken von einem Spiel zu sprechen, sei "fast sträflich".