Wochenende Wochenende: Sachsen-Anhalter lassen alte Bräuche aufleben

Magdeburg/Halle/dpa. - «Vieleshat eine lange Tradition und einige alte Bräuche werden wieder neuentdeckt, andere sind Geschichte.»
Laut Schneider gibt es eine Rückbesinnung auf alte Volksbräucheschon seit Jahren in Sachsen-Anhalt. «Die Menschen wollen einfachmehr über die Traditionen ihrer Vorfahren erfahren», sagt dieExpertin.
In Gernrode im Harz wird das Heilig-Grab-Spiel seit 1989 jährlichan Ostern wieder veranstaltet. Der Bibel nach ist Jesus, nachdem ergekreuzigt wurde, am Ostermorgen aus seinem Grab auferstanden. «DieDramaturgie in Gernrode basiert auf einem liturgischen Text aus dem16. Jahrhundert und nimmt Bezug auf das aus Stein gehauene Grab inder Stiftskirche», sagt Schneider.
Jüngere Geschichte gibt es für Besucher bei der Osterprozession amOstersonntag in der mittelalterlichen UNESCO-Welterbe-StadtQuedlinburg zu sehen. In Quedlinburg wurden 919 der Sage nach an denSachsenherzog Heinrich, dem späteren ersten deutschen König, dieReichsinsignien übergeben.
Osterfeuer haben in vielen Harzorten - aber nicht nur imMittelgebirge - eine große Tradition. «Der älteste Beleg für einOsterfeuer in unserer Region stammt von 1559 aus Hasselfelde», sagtdie Volkskundlerin. Das bekannteste und größte Osterfeuer in Sachsen-Anhalt wird seit dem Jahr 2000 in Stecklenberg (LandkreisQuedlinburg) angezündet. Damals hatten die Menschen dort mit einem 34Meter hohen Holzhaufen einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekordegeschafft. Seit dem wird jedes Jahr mit schwerer Technik eingewaltiger, mehrere Meter hoher Reisighaufen errichtet.
«In einigen Gegenden des Harzes ist das Osterräderlaufen üblich,wobei ins Osterrad früher Sprüche eingeschnitzt wurden. Diese Räderwerden dann mit Stroh umwickelt und brennend ins Tal gerollt», sagtSchneider. Schon Tage vor dem Osterfest werden schwere Räder insWasser gelegt, damit das Holz nicht verbrennt.
«Der Brauch, zu Ostern Eier zu verschenken, hat verschiedeneUrsprünge und ist nicht germanisch-heidnischen Ursprungs», sagtSchneider. Das Ei galt bereits früh in der Kulturgeschichte alsUrsprungsort des Menschen oder gar des Universums, so dass in dasGrab von Toten ein Ei mitgegeben wurde. «In Ägypten sind seit mehrals tausend farbige Eier bekannt. In Europa kamen im 13. Jahrhunderterstmals rote Ostereier auf.»
Zu den historischen Bräuchen, die aber seit Mitte des 20.Jahrhunderts kaum noch eine Rolle spielen, zählt das «Schön-Ei-Holen»in Halle, bei dem Kinder von Haus zu Haus gehen und um Ostereierbitten.
In der Altmark war es um 1860 üblich, am ersten Ostertag denSonnenaufgang auf einer Anhöhe, dem Osterberg, zu erwarten. In derDübener Heide gab es noch in den 50er Jahren am Ostermorgen dasOsterwaschen am Bach. Wasser spielte damals auch im Mansfelder Landeine Rolle. Die Burschen zogen im Dunklen mit Wassereimern los undgossen das Wasser unliebsamen Personen unter der Haustür in den Flur.