Wochenend-Domizil Wochenend-Domizil: Still ruht der Magath-Hof
Wörlitz/MZ. - Wäre es ein Schloss, würde wohl Dornröschen irgendwo ihr Nickerchen machen. Aber es ist ein Bauernhof. Oder besser: Es war einmal einer. Am Ende der Elbaue. Bloß Wind und Regen treiben ihr Spiel. Lichte Dächer, schiefe Wände - bizarr zugewachsen von Unkraut. Ein Kleinod, das in der Warteschleife ist. Im Schatten der Scheune dösen zwei Wachhunde. Hinter dem Stall stehen drei Pferde, dort hingestellt hat sie Oskar Bender, 84. Nur noch einen Zahn hat er, dafür aber ein Herz für die verlassenen Tiere vom "Benderhof". Nach der Flut im August 2002 musste der alte Mann raus.
30 Jahre hatte Bender mit Frau und Sohn in der 1742 errichteten Kate am Hof gewohnt. Der Sohn starb, "und ich wurde zu alt, alles wieder herzurichten", erzählt er. Doch bis heute kommt er täglich die fünf Kilometer vom benachbarten Dorf Reesen herüber, um nach den Tieren zu schauen.
Magath im Helikopter
So auch an dem Sommertag 2006. Als plötzlich ein Sturm losbrach im Geäst. Und die Hunde den Himmel anzukläffen begannen. Oben in der Luft schwebte der neue Herr vom Benderhof: Felix Magath. Im Januar 2006 hat der Ex-Trainer von Bayern München Bender den Hof abgekauft. Ein halbes Jahr später kam er per Hubschrauber. "Er hat mir zugewinkt", erinnert sich Bender.
Das sei das letzte Mal gewesen, dass er den Fußball-Trainer gesehen habe. Schade. "Weil ich doch mit ihm sprechen muss, was wird. Im Herbst werde ich 85. Dann ist für mich Schluss hier." Bender kann dann nicht mehr aufpassen auf den Hof. Magath hatte ihn darum gebeten, bis es losgeht mit dem Ausbau zum Wochenend-Domizil. Bisher hat sich nichts getan. Im Herbst will Bender die Pferde und die Hunde nach Reesen holen. Noch einen Winter täglich zum Magath-Hof an der Elbschleife, das wird ihm zu weit. Auskünfte über sein Bauvorhaben lehnte Magath bislang ab. Immerhin kommt er in der neuen Bundesliga-Saison seinem Hof näher - räumlich betrachtet. Er wird Trainer in Wolfsburg.
Über die Bekanntschaft mit dem Manager des Wittenberger Fußballvereins Grün-Weiß Piesteritz, Ingo Mattheuer, war er nach Wittenberg gekommen und übernahm dort die Schirmherrschaft der Fußballschule des Vereins.
Pläne aufgegeben?
Doch hat der Trainer seine Pläne für das denkmalgeschützte Gehöft, das im Biosphärenreservat liegt, 16 Monate nach dem Kauf aufgegeben? "Davon kann keine Rede sein", bekräftigt Mattheuer. "Er hat von Anfang an gesagt, die Sache in Ruhe angehen zu wollen", sagt der Manager, der demnächst Magath treffen wird. Ob er ihm von Benders Sorgen erzählt?
Bautechnisch scheint kaum etwas gegen einen Beginn des Baus zu sprechen. Dies bestätigen Projektvertraute in der Kreisverwaltung Anhalt-Zerbst, der Unteren Naturschutzbehörde, der Verwaltung des Biosphärenreservats und das federführenden Architekturbüro Brückner & Heine in Wittenberg. Nur sechs Monate habe es gedauert, bis die Verwaltung die Bauvoranfrage positiv beschieden habe.
Abgestimmt wurde, wie die Gehöfthäuser erhalten werden sollen, und dass sie als Stall-, Garagen- und Wohngebäude umgebaut werden dürfen. Dabei soll der Gesamtcharakter erhalten bleiben. Ein Swimmingpool wollte der Coach ohnehin nicht bauen. Beim Hochwasserschutz soll eine alte Eindeichung rekonstruiert werden. Die Stromversorgung könnte über ein Blockheizkraftwerk gesichert werden.
Wie teuer das Vorhaben wird, ist unklar. Sicher scheint, dass sich der Fußballtrainer an ein ambitioniertes Projekt heranwagt, wenn er sich wagt. Immerhin hat er bislang, so wird berichtet, alle anfallenden Rechnungen pünktlich bezahlt.
Der Autor ist Redakteur der Magdeburger Volksstimme.