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Wittenberg Wittenberg: Drei Verletzte nach Einsturz eines Baugerüstes

Von Ute Otto 24.05.2010, 17:56
Gerüsteinsturz in der Collegienstraße in Wittenberg (FOTO: THOMAS KLITZSCH)
Gerüsteinsturz in der Collegienstraße in Wittenberg (FOTO: THOMAS KLITZSCH) Thomas Klitzsch

Wittenberg/MZ. - Es ist Pfingstmontag gegen 18 Uhr, als es in der Wittenberger Innenstadt gewaltig scheppert. Spaziergänger auf dem Markt wenden sich um. Plötzlich zieht es alle eiligen Schrittes in die Schlossstraße. Dort bietet sich ein Bild der Verwüstung. Das Baugerüst vom Wilhelm-Weber-Haus ist zusammengestürzt, Holz- und Eisenteile sowie Scherben von Dachziegeln liegen quer über der Straße. Menschen haben sich verletzt. Auf dem Gehweg hinter dem Stadtbach versammeln sich die Schaulustigen.

Wenige Minuten später hört man die Sirenen, und aus beiden Richtungen nähern sich Einsatzfahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst der Unfallstelle. Flankiert von Feuerwehrleuten, die schwebende Teile zunächst sichern, widmen sich die Einsatzkräfte der Unfallhilfe den drei verletzten Personen, die von Teilen getroffen worden waren. Passanten haben sich bereits um sie gekümmert, sie sind alle ansprechbar. Zur eingehenden Untersuchung werden sie ins Krankenhaus gebracht. Derweil durchsuchen weitere Ersthelfer, flankiert von Feuerwehrleuten, ob möglicherweise noch jemand unter den Trümmern liegt - die Befürchtung bestätigt sich zunächst nicht.

Inzwischen hat die Polizei das Areal einschließlich des Gehweges vom Durchbruch zur Coswiger Straße abgesperrt. Nur noch Befugte dürfen jetzt passieren, und das sind zunächst der Kripo-Mann, der Einzelheiten fotografiert, Feuerwehrleute, die herabhängende oder nochmals zusammenstürzende Teile beiseite räumen.

Der Schrecken steht der Frau ins Gesicht geschrieben, die von einem Polizeibeamten befragt wird. Sie ist Stadtführerin. Die Verletzten gehören zu der Gruppe, denen sie gerade das Weber-Haus erläutern wollte, als von Westen her die Windböe durch die Schlossstraße, die wie ein Kanal wirkt, zog und das Gerüst zum Einsturz brachte.

Blass im Gesicht ist auch Rando Gießmann, Geschäftsführer der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft (Wiwog). Sie ist die Bauherrin. Das Weber-Haus ist eines ihrer Objekte für die internationale Bauausstellung. Es ist das Geburtshaus des Physikers Wilhelm Weber, der 1833 in Göttingen den ersten elektromagnetischen Telegrafen konstruierte. "Wir sind mitten beim Dachdecken", sagt Gießmann. Das sieht man nun auch. Reihenweise liegen die Ziegel oben in mehreren Schichten aufgestapelt. Bedrohlich wirken auch die Ziegelpaletten auf dem Dach, doch droht laut Gießmann davon keine Gefahr. Das Eigengewicht würde Rutschen verhindern. "Das Gerüst ist abgenommen worden, es war ordnungsgemäß verankert", ist sich Gießmann sicher. "Es war ein Sturmschaden." Nun warten alle auf das Eintreffen der Sachkundigen vom Gewerbeaufsichtsamt, erst wenn die nach Begutachtung zustimmen, kann die Gerüstbaufirma, deren Mitarbeiter schon vor Ort sind, mit dem Aufräumen beginnen.

"Ich hoffe, dass wir bis etwa 22 Uhr wenigstens die Straße wieder frei haben", so der Wiwog-Geschäftsführer. Garantieren könne er das aber noch nicht. Abgesperrt bleibe werde auch am Dienstagvormittag noch der Bereich vor der Suppenbar. Für die Bewohner des benachbarten Hauses wurde der Hinterausgang gesichert. "Zunächst machen mir erst einmal die Verletzten Sorgen", sagt Gießmann.

"Hoffentlich ist den Menschen nichts Schlimmes passiert", vertröstet eine Mutter ihren kleinen Jungen, der sich unbedingt die Eisenbahn im Schaufenster anschauen will, aber wegen der Absperrung nicht dorthin darf, auf den nächsten Spaziergang. Über Art und Schwere der Verletzungen waren vom Paul Gerhardt Stift am Montag bei Redaktionsschluss keine Auskünfte zu bekommen.