Baukrise Weniger Miet-Inserate: Wohnungssuche in Sachsen-Anhalt wird schwerer
Wegen der Baukrise geht das Angebot an neuen Mietwohnungen auch in Sachsen-Anhalt deutlich zurück. Vor allem in den Großstädten Halle und Magdeburg verschärft sich die Lage.
Halle/MZ. - Die Baukrise wirkt sich inzwischen auch spürbar auf den Mietmarkt in Sachsen-Anhalt aus. Wohnungssuchende haben deutlich weniger Auswahl. So waren im Frühjahr 2024 auf dem Portal „Kleinanzeigen“ 2.993 Wohnungen inseriert, das waren 12,77 Prozent weniger als im 2. Quartal 2023. Den Angaben zufolge gab es in den ostdeutschen Bundesländern insgesamt einen Rückgang von zehn Prozent.
In Leipzig ist die Zahl der Miet-Inserate eingebrochen
Im Vergleich der zehn größten ostdeutschen Städte sticht Leipzig hervor. In der Messestadt verringerte sich die Zahl der Inserate um 56,80 Prozent zum Vorjahr, in Halle liegt das Minus bei 10,8 Prozent und in Magdeburg bei 10,9 Prozent. „Die Wohnungsnot wirkt sich immer drastischer aus, auch in den ostdeutschen Großstädten“, sagte Klaus Saloch, Vertriebsleiter bei „Kleinanzeigen“, einem der führenden Portale bei Immobilienanzeigen in Deutschland.
Der hallesche Immobilienmakler Dirk Radde bestätigt die Entwicklung: „In Halle halte ich den Rückgang beim Mietwohnungsangebot sogar für deutlich höher als zehn Prozent“, sagt Raade, der auch den Immobilienverband Deutschland IVD Regionalverband Mitte-Ost vertritt. „Wir hatten früher immer 20 bis 25 Mietwohnungen im Angebot, jetzt ist es im Raum Halle manchmal nur noch eine“, schildert er.
Radde führt zwei wesentliche Gründe auf: Durch den Einbruch der Bauaktivitäten nehme erstens das Angebot an neuen Wohnungen ab. Zweitens würden viele Mieter auch nicht mehr so schnell die Wohnungen wechseln, weil sie bei Neuvermietungen höhere Mieten fürchten. „Kaum jemand rührt sich, jeder bleibt, wo er ist“, fasst Raade die Lage zusammen. Auch das größte deutsche Immobilienportal Immobilienscout24 bestätigt einen Rückgang des Wohnungsangebotes.
In Sachsen-Anhalt wurden laut Bauindustrieverband Ost im vergangenen Jahr nur 1,6 Wohnungen je tausend Einwohner fertiggestellt. Das ist ein Rückgang um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zugleich ist es der niedrigste Wert in Deutschland.
Es werden deutlich weniger Wohnungen gebaut
Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass der Leerstand in ländlichen Regionen teilweise hoch ist. Die kommunalen Wohnungsgesellschaften verzeichnen etwa in Mansfeld-Südharz und Salzlandkreis teilweise Leerstände von mehr als 20 Prozent. Laut Statistischem Landesamt lag der Wohnungsleerstand 2022 im Land bei 8,9 Prozent. Magdeburg hat mit 6,7 Prozent die niedrigste Leerstandsquote in Sachsen-Anhalt. Halle kommt auf acht Prozent. „Es kommt jetzt häufiger vor, dass Menschen, die in Halle oder Magdeburg keine passende Wohnung finden, ins Umland ziehen“, sagt Raade.
Dass sich die Situation schnell ändert, ist nicht zu erwarten. Die Zahl der Baugenehmigungen für Neubauten ist im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt um knapp die Hälfte auf 1.266 Wohngebäude gesunken. Bereits 2022 gab es einen Rückgang. Nach Angaben von Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost, lag die Bautätigkeit in diesem Jahr unter dem Niveau des Vorjahres. Das heißt, es werden in den kommenden Jahren noch weniger neue Wohnungen auf den Markt kommen.
Der Mieterbund in Sachsen-Anhalt erwartet daher vor allem in den größeren Städten steigende Mieten. Rentner und einkommensschwache Familien belaste das stark.