"Wir helfen" unterstützte Hochwasseropfer 2013 "Wir helfen" unterstützte Hochwasseropfer 2013: Mit Tränen in den Augen

alsleben - Seinen 58. Geburtstag wird Alslebens Bürgermeister Reinhard Schinke gewiss nie vergessen. Nicht, weil der Tag so besonders schön gewesen wäre. Ganz im Gegenteil: An jenem 5. Juni 2013 trat die Saale über die Ufer und traf die Schifferstadt im Salzlandkreis mit voller Wucht. Er sei den ganzen Tag zwischen Alsleben und dem Ortsteil Gnölbzig hin- und hergefahren, um das steigende Wasser zu beobachten, die Hilfe zu koordinieren, Sandsäcke zu organisieren, erzählt Schinke. Auch das Freibad in Alsleben wurde überflutet. „Das ist seit 1954, seitdem es das Freibad gibt, noch nie passiert“, sagt Schinke. Noch heute ist ihm das Erschrecken über die Macht des Wassers anzumerken.
In den 50er Jahren hatten die Einwohner von Alsleben zur Schaufel gegriffen, und die Grube für das Schwimmbecken ausgehoben. Reinhard Schinke selbst hat dann dort schwimmen gelernt. Beim nahe gelegenen Bäcker hätten sie sich damals als Imbiss immer ein Brot geholt, erzählt er. Und nun schien das Freibad mit einem Mal Geschichte zu sein. Mehr als einen halben Meter hoch stand das Wasser auf dem Gelände. Die schmutzig braune Brühe hatte sich ihren Weg auch in die Umkleidekabinen, die Toiletten, die Wirtschaftsräume gebahnt.
Große Schäden
Als wenige Tage später das Ausmaß der Schäden - die Feuerwehr hatte inzwischen geholfen, den Schlamm aus dem Becken zu pumpen - offenbar wurde, habe er Tränen in den Augen gehabt, erzählt der Bürgermeister. Das Becken war beschädigt. Die Technik im Keller des Funktionsgebäudes hatte Totalschaden erlitten. Gleichwohl habe er nie daran gedacht, das Freibad aufzugeben, das Eigentum der Stadt Alsleben ist und von der Verbandsgemeinde Saale-Wipper betrieben wird. MZ-Redakteur Detlef Valtink habe ihm dann vorgeschlagen, einen Antrag auf finanzielle Unterstützung beim Verein „Wir helfen“ zu stellen, erzählt Schinke. Die Mitteldeutsche Zeitung hatte wenige Tage zuvor mit einem Spendenaufruf begonnen, Geld für eine Fluthilfe-Aktion zu sammeln (siehe Beitrag „Die Bürger helfen kräftig mit“).
Mit Erfolg: 100 000 Euro wurden für die Sanierung des Schwimmbades bewilligt. Ende August stand das Geld zur Verfügung - rechtzeitig. So konnten zunächst die gröbsten Schäden am Becken repariert werden. Denn das musste als Erstes winterfest gemacht werden: Das heißt, es wird im Herbst mit Wasser gefüllt, damit es bei steigendem Grundwasser - oder gar einem erneuten Hochwasser - nicht nach oben gedrückt wird. Es war also schlicht ein Wettlauf gegen die Zeit. „Damit sind wir gerettet“, sagte Schinke seinerzeit. Heute ist das Becken mit Kunststoff beschichtet und damit wetterbeständig. „Ich hoffe, dass es mindestens für die nächsten 20 Jahre hält“, sagt Schinke.
Ebenfalls komplett erneuert worden ist mittlerweile das Funktionsgebäude mit den Toiletten, finanziert aus dem Fluthilfe-Fonds des Landes Sachsen-Anhalt. Modernste Technik für rund 400 000 Euro wurde eingebaut - dieses Mal allerdings hochwassersicher, nicht mehr im Keller. Ohnehin wurde insgesamt etwas höher gebaut, für den Fall, dass wieder ein Hochwasser kommt. „Was wir nicht hoffen“, betont Schinke.
Zugleich verweist der Bürgermeister noch auf das ebenfalls neu gestaltete Außengelände mit Spielplatz, Tischtennisplatte, Volleyballplatz und Basketballkorb. Insgesamt flossen 1,1 Millionen Euro Zuschüsse in das Alsleber Schwimmbad, das schließlich am 21. Mai 2016 - und damit fast genau drei Jahre nach dem verheerenden Saale-Hochwasser - wieder eröffnet werden konnte.
Einweihung bei 18 Grad
Reinhard Schinke und der damalige Verbandsgemeindebürgermeister Steffen Globig durften als Erste ins Wasser. „Das hatte damals 18 Grad und war damit für mich eigentlich zu kalt. Aber ich habe es überlebt“, erzählt Schinke mit einem Schmunzeln. Etwas ernster fügt er dann hinzu. „Ich bin heute noch dankbar, dass das Land den Fluthilfefonds aufgelegt hat. Und für die Unterstützung durch den Verein ,Wir helfen’.“
(mz)