Weinstraße Mansfelder Seen Weinstraße Mansfelder Seen: Neue Route entlang alter Rebhänge
Höhnstedt/MZ. - Eigentlich hätte das große Fest schon 1973 steigen müssen. Aber da wussten die Weinorte rund um den Süßen See noch nichts von jener bedeutungsvollen Urkunde Otto II. (955 bis 983) aus dem Jahre 973. "In allen Ortswappen ist zwar ein Symbol für Wein- und Obstanbau, einen anderen Hinweis auf die Anfänge des Weinbaus in unserer Region hatten wir jedoch nicht", erzählt der Höhnstedter Winzer Harry Hoffmann. Den habe er erst im vorigen Jahr bei einer Weinverkostung von Dieter Hanisch, Erster Bruderschaftsmeister der Weinbruderschaft Saale-Unstrut, erhalten.
Diese Vereinigung zur Pflege und Förderung der Weinkultur war bei der Vorbereitung des 1998 begangenen Jubiläums "1000 Jahre Weinanbau an Saale und Unstrut" auf jene Urkunde vom 22. Oktober 973 gestoßen. Mit ihr bestätigte der Sohn Otto des Großen einen noch von seinem Vater genehmigten Gütertausch zwischen dem Kloster Fulda und dem Erzbischof Adalbert von Magdeburg. Die im Vertragstext mit Weinbau erwähnten Orte liegen allesamt in den heutigen Landkreisen Mansfelder Land, Saalkreis und Bernburg - jedoch keiner an der Unstrut. Weinanbau dort - bei Memleben (Burgenlandkreis) - wird erstmals mit der Jahreszahl 998 urkundlich belegt. "Um das Jubiläumsfest wie geplant im Tourismusjahr "1000 Jahre Weinanbau an Saale und Unstrut begehen zu können", bekennt der Freyburger Zahnarzt und Weinbruder Hanisch, "haben wir zunächst Stillschweigen über den Urkundenfund vereinbart". Und so erfuhren die Winzer im Mansfeldischen erst im vorigen Jahr von ihren 25 Jahre älteren Wurzeln.
"Unsere Freude über den Urkundenfund war größer als die Verärgerung über die Heimlichtuerei" sagt Harry Hoffmann. So wurde die historischen Urkunde als Chance gesehen, die Tradition des Weinanbaus an den Mansfelder Seen noch bekannter zu machen und am Winzerstammtisch die Idee einer Weinstraße, der 13. in den 13 deutschen Anbaugebieten, geboren. Verbündete für die 21,8 Kilometer lange Route fand der einstige Bergbauingenieur, der jetzt das Weingut "Alte Schrotmühle" bewirtschaftet, unter seinen Winzerkollegen und im Höhnstedter Bürgermeister Uwe Ringleb. Ein Name wurde gesucht, vom Deutschen Weinbauverband genehmigt und im November 2002 die "Weinstraße Mansfelder Seen" proklamiert. Eröffnet wird sie am kommenden Sonnabend in Unterrißdorf. Und gefeiert wird das Ereignis im 1030. Jahr des Mansfelder Weinbaus mit einem großen Weinfest in allen sieben an der Route liegenden Gemeinden.
Höhepunkte in dieser Größe hat es dort bisher nicht gegeben. Künftig soll es alljährlich große Weinfeste geben. "Bei der Vorbereitung auf die Weinstraße", so Uwe Ringleb, "sind unsere sieben Kommunen zusammengerückt. Alle haben erkannt, mit diesem Aushängeschild den Tourismus und den einheimischen Wein- und Obstbau besser vermarkten zu können".
Fünf private Weingüter in Höhnstedt und Rollsdorf, etwa 100 Nebenerwerbswinzer, eine Vielzahl Obstplantagen und das größte zusammenhängende Aprikosengebiet Deutschlands umfasst heute der Bereich Mansfelder Seen. Die Rebfläche ist mit 90 Hektar zwar verhältnismäßig klein, an Qualität aber lassen die trocken ausgebauten Weine der Großlage "Höhnstedter Kelterberg" nichts zu wünschen übrig. Schon Martin Luther war des Lobes voll über den Rebensaft aus seiner Heimat. "Der Teufel hat uns das Bier in aller Welt mit Pech verderbet und ... den Wein mit Schwefel. Aber hier ist der Wein rein..", schrieb er am 7. Februar 1546.
Historisches dieser Art hat eine ehrenamtliche Arbeitsgruppe unter Leitung des Zappendorfers Hans-Jörg Püschel gesammelt, eine Karte mit Sehenswürdigkeiten erarbeitet und einen Veranstaltungskalender zusammengestellt. "Natürlich sind Weinverkostungen und Wanderungen darunter", meint Püschel, "aber auch Musikliebhaber und Sportler kommen in allen Orten bis zur Abschlussveranstaltung des Festjahres '1030 Jahre Weinanbau' am 25. Oktober im Kloster Helfta auf ihre Kosten".