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Wanderweg zum Brocken Wanderweg zum Brocken: Gipfelstreit im Harz

Von Katrin Löwe 08.11.2011, 20:07

Schierke/MZ. - Angesichts zunehmender Konflikte zwischen Wanderern und Radfahrern auf dem Weg zum Brockengipfel hat der Landkreis Harz den Nationalpark zum Handeln aufgefordert. Es bestünden schon lange Forderungen, einen ehemaligen Wanderweg zu reaktivieren, der parallel zur Brockenstraße auf den Gipfel führt, sagte Landrat Michael Ermrich (CDU) der MZ. Damit ließen sich insbesondere die Probleme auf den letzten anderthalb Kilometern Brockenstraße entschärfen. Dort münden existierende Wanderwege in die Asphaltstrecke, ab da konzentrieren sich die Menschenmassen. Zwar sei der Goetheweg, der ein Stück unterhalb des Gipfels auf die Brockenstraße führt, in den vergangenen Jahren saniert worden. Die Frage des Wanderweges bis ganz oben habe der Nationalpark aber ausgesessen, so Ermrich. "Nach 20 Jahren ist das zu wenig."

Zuletzt hatte der Nationalpark mehr Rücksicht von Mountainbikern angemahnt, weil es zunehmend Beschwerden von Wanderern und Unfälle gebe. Allein die Bergwacht des Deutschen Roten Kreuzes hat seit 2010 insgesamt 15 Unfälle mit Radfahrern registriert, ihr wird aber nur ein Teil der tatsächlichen Ereignisse gemeldet. Von Unfällen auf Wegen, die wochentags auch für den Rettungsdienst erreichbar sind, erfährt sie nichts.

Ideen von Wanderern, wie der Konflikt entschärft werden könnte, hält der Landkreis Harz auf der Brockenstraße für nicht umsetzbar. Für die Abtrennung einer Radfahrerspur sei die Straße zu schmal. Gleichzeitig widersprach der Kreis der ursprünglichen Darstellung des Nationalparks, dass Wanderer grundsätzlich Vorrang haben - auf der Brockenstraße sei genau das nicht der Fall. Es gelte die Straßenverkehrsordnung, nach der Fußgänger außerorts den linken Rand zu benutzen haben. Wie realitätsnah das ist ob tausender Wanderer, die insbesondere an Wochenenden gleichzeitig zum Gipfel strömen? Selbst Ermrich sieht da ein Problem, "aber man muss auch Rücksicht der Fußgänger einfordern".

Der Nationalpark Harz räumt unterdessen ein, dass Fußgänger auf der von Autos nur in Ausnahmefällen befahrenen Brockenstraße tatsächlich keine Vorrechte haben. Der Wiederbelebung des Wanderweges erteilt er aber eine Absage: Das wäre "ein starker Neueingriff in die Natur, zumal die Brockenstraße zu guten Teilen durch die Kernzone des Nationalparks führt", so Sprecher Friedhart Knolle. Zu viele Bäume müssten gefällt werden. Die Ablehnung klingt ebenso strikt wie Ermrichs Glaube daran, dass der Nationalpark über seinen Schatten springen müsse.