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Walpurgisnacht Walpurgisnacht: Zehntausende Menschen machten Harz zum Hexenkessel

Von Sabrina Gorges 01.05.2004, 15:53
Birgit Mulsow von der "Hexengruppe Schierke" sitzt hinter einem Feuer im Kurpark Schierke. Die aus 30 Hobby-Hexen bestehende Gruppe bereitet gemeinsam mit der Gemeinde Schierke das traditionelle Walpurgisfest für die Nacht vom 30. April zum 1. Mai vor. (Foto: dpa)
Birgit Mulsow von der "Hexengruppe Schierke" sitzt hinter einem Feuer im Kurpark Schierke. Die aus 30 Hobby-Hexen bestehende Gruppe bereitet gemeinsam mit der Gemeinde Schierke das traditionelle Walpurgisfest für die Nacht vom 30. April zum 1. Mai vor. (Foto: dpa) dpa

Thale/Schierke/dpa. - Der Harz glich in der Nacht zum Samstagdem sprichwörtlichen Hexenkessel. Zehntausende Menschen warengekommen, um an rund 40 Orten des Mittelgebirges die Walpurgisnachtzu feiern. Gruselige Hexen, bucklige Frauen, Teufelshörner undDreizack prägten fast überall das Ortsbild. In Sachsen-Anhalt,Niedersachsen und Thüringen feierten die Menschen bei mildemFrühlingswetter ausgelassen die «Nacht der Nächte». Hochburgen warenwieder einmal der Hexentanzplatz bei Thale (Landkreis Quedlinburg)und der Touristenort Schierke im Landkreis Wernigerode, wo amlautesten der Winter vertrieben wurde.

Bis weit nach Mitternacht gaben sich die Besucher Feiern undKlamauk hin. Einige hatten tief in die Trickkiste gegriffen und sichzu Hexen, Teufeln oder anderen gruseligen Gestalten verwandelt.Schrill geschminkt und verkleidet waren sogar Gäste aus Schleswig-Holstein oder Berlin in den Harz gekommen. Laut Polizei blieb bei denausgelassenen Feierlichkeiten alles friedlich.

«Nach unserer Premiere im vergangenen Jahr war sicher: Wir kommenwieder», sagte Fabian Könneke, der aus der Hauptstadt angereist war.Er und seine Freunde entschieden sich für Schierke, wo bereits amNachmittag mit ein mittelalterliches Marktspektakel begann.

Am Abend erschienen dort - am Fuße des Brockens - Elfen, Drachen,Einhörner und Werwölfe. Hexe Hulda gab mit viel Schwefelgeruch undSchellenklang einen Einblick in das Hexenleben. Trommeln und Fackelnsorgten zusammen mit dem riesigen Feuer für eine sagenhafte Stimmung.«Es ist der Wahnsinn, was hier so auf die Beine gestellt wurde»,sagte die Berlinerin Lisa Mann, deren Teufelshörner lustig blinkten.«Es wird eine lange Nacht», kündigte sie an.

Volksfeststimmung auch auf dem Hexentanzplatz, der alljährlich anWalpurgis seinem Namen gerecht wird. Der Teufel selbst hielt nachMitternacht eine Rede und Mitglieder des bekannten «Helmnot-Theaters»sorgten als riesige Zauberwesen verkleidet für Gänsehautstimmung. Höhepunkt war hier der Auftritt von Guildo Horn, der als Ersatz für «Londonbeat» engereist war.

Nachdem es 2003 erstmals in Wernigerode eine Walpurgisfeier unterfreiem Himmel gab, wurde auch in diesem Jahr mit Live-Musik undFeuershow gefeiert. In Bad Grund gab es ein Hexenschauspiel mitFeuerwerkseffekten auf der Naturfelsenbühne und Sankt Andreasberg(Landkreis Goslar) lockte mit einem teuflischen Bergwerksvergnügen.

Nicht alltägliche Fahrgäste stiegen aus den drei Sonderzügen derHarzer Schmalspurbahnen. Gruselige Gestalten hatten den Reisigbesenunter anderem gegen die schnaufende Lokomotive der Selketalbahngetauscht. Der Traditionszug fuhr von Gernrode nach Alexisbad undweiter nach Stiege. Weitere Züge fuhren an diesem Tag zu denWalpurgisfeierlichkeiten jeweils von Wernigerode nach Schierke undvon Nordhausen nach Stiege und zurück.

Nach altem Volksglauben treffen sich die Hexen in derWalpurgisnacht auf dem 1142 Meter hohen Brocken, um dort mit demTeufel zu tanzen. Die Walpurgisfeiern im Harz wurden vor allem durchJohann Wolfgang von Goethe berühmt. Der Dichter beschrieb im «Faust»die Walpurgisnacht, in der Hexen mit Besen und auf Ziegenböcken aufden Blocksberg (Brocken) geritten sind, um dort mit dem Teufel einewilde Orgie zu feiern. Im Gegensatz zu Goethes Darstellung zieht esdie Hexen heute allerdings nicht mehr auf den Harzgipfel, sondern insTal. Die Naturparkverordnung verbietet unter anderem lauteFeierlichkeiten und offene Feuer auf dem Brockenplateau.