Umstrittener Artikel des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt Umstrittener Artikel des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt: Keine Konsequenzen für Jürgen Mannke

Magdeburg - Am Anfang standen Formulierungen wie „Immigranteninvasion“, am - vorläufigen - Ende steht das Wörtchen „Scham“. Scham soll Jürgen Mannke empfunden haben über Formulierungen wie die oben in seinem umstrittenen Text zu Flüchtlingen in der Zeitschrift des Philologenverbandes. So sagt es Kultus-Staatssekretär Jan Hofmann, der den Verbandschef sowie seine Stellvertreterin und Mitautorin Iris Seltmann-Kuke am Dienstag zum Gespräch einbestellt hatte. Konsequenzen der Unterredung: keine. Man werde „von weiteren Schritten absehen“, erklärte Hofmann.
Welle der Empörung
Mannke und Seltmann-Kuke hatten in dem Beitrag „viele junge, kräftige, meist muslimische Männer“ angeführt, die „nicht immer mit den ehrlichsten Absichten“ nach Deutschland kämen; man müsse Mädchen aufklären, dass sie sich nicht „auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einlassen“. Eine Welle der Empörung folgte.
Bereits am Montag hatten die Verfasser sich entschuldigt. Am Dienstag legten sie nach: Nach einer Erklärung auf der Verbandswebsite sehen sie sich „von Leuten instrumentalisiert, deren ausländerfeindliche und undemokratische Haltung in keiner Weise unseren Überzeugungen entspricht“. Beide bedauern, „mit unserem Artikel ungewollt dafür Raum gegeben zu haben“. Der Verband und „auch wir beide persönlich“ stünden für eine gesellschaftliche Integration von Flüchtlingen.
Den Verzicht auf Konsequenzen begründet Hofmann damit, dass Mannke sich im Gespräch mit ihm „eindeutig distanziert“ habe, wovon genau, bleibt aber unklar. In Frage gekommen wären disziplinarrechtliche Maßnahmen. In diesem Fall wäre das wohl schwierig geworden. Ministeriumssprecher Martin Hanusch wies darauf hin, dass Mannke den Beitrag nicht als Schulleiter des Weißenfelser Goethegymnasiums verfasst habe, sondern als Verbandsfunktionär.
Allerdings werden Mannke und Seltmann-Kuke laut Ministerium nun Weiterbildungskurse zu interkultureller Bildung belegen, „zur persönlichen Professionalisierung“, wie es hieß. Ob die beiden Pädagogen das von sich aus anboten oder das Ministerium es ihnen nahelegte, ließ Hanusch offen.
Ehemalige Schüler schreiben offenen Brief
Die Debatte geht derweil weiter. Während Mannke auch viel Zustimmung bekam, äußerten sich ehemalige Schüler in einem offenen Brief „enttäuscht und traurig“ über den Pädagogen. Dieser greife auf „klassische kulturrassistische Ressentiments zurück“. Lehrer des halleschen Herder-Gymnasiums schrieben in einem offenen Brief, Mannke müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, ein „geistiger Brandstifter“ zu sein. In dem Text würden alle muslimischen Männer pauschal verurteilt und Vorurteile geschürt.
Die Elternvertretung des Weißenfelser Goethegymnasiums hat Mannke „vollständige Unterstützung“ zugesichert. „Die Angriffe auf unseren Direktor“ hätten sie „mit Entsetzen“ verfolgt, heißt es in einer Erklärung. Die Eltern könnten nicht verstehen, dass „sein als Denkanstoß gedachter Leitartikel“ in der Verbandszeitschrift „zu solch einem Aufschrei geführt hat“. Man trete für eine demokratische Diskussionskultur ein und wende sich „gegen jegliche Form von medialer Hetze“. Sie hätten, betonen die Elternvertreter, Mannke „als integren und in keiner Weise fremdenfeindlichen Menschen kennengelernt“. (mz)
