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Umfrage Umfrage: Sozialarbeit ist an Weihnachten ein «Kerngeschäft»

19.11.2011, 15:46
Ein Teller Erbsensuppe in der Suppenküche der Magdeburger Tafel in Magdeburg. (FOTO: DPA)
Ein Teller Erbsensuppe in der Suppenküche der Magdeburger Tafel in Magdeburg. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Magdeburg/Halle (Saale)/dpa. - Volles Programm in vollen Räumen: InSachsen-Anhalts Sozialeinrichtungen herrscht in der Vorweihnachtszeitund an den Festtagen viel Trubel. Gänseessen, Advents- undWeihnachtsfeiern gehören auch in diesem Jahr trotz Finanz- undStaatsschuldenkrise vielerorts in den Suppenküchen, Bahnhofsmissionenund Begegnungsstätten zum Angebot. Spenden und Ehrenamtliche machenes möglich, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa in denEinrichtungen und bei den Trägern ergab. «Sozialarbeit ist anWeihnachten ein Kerngeschäft», sagte Frieder Weigmann von derDiakonie Mitteldeutschland in Halle. Aber: «Jeder kocht auf derFlamme, die er sich noch leisten kann.»

Bei der Harzer Tafel gibt es auch im 13. Jahr in Folge eine Feieran Heiligabend und ein zünftiges Essen am ersten Feiertag. Imtafeleigenen «Restaurant mit Herz» in Quedlinburg würden dann alle 60Plätze besetzt sein. «Es gibt am Tag der Bescherung Kaffee, Kuchen,Bockwurst mit Kartoffelsalat und eine bunte Tüte mit Naschereien»,sagte Einrichtungsleiterin Marlies Röbbeling. Am ersten Feiertagwürden dann auch die weißen Tischtücher aus den Schränken geholt. «Esgibt Vorsuppe, Gänsebraten und einen Nachtisch.»

Möglich machen das Spenden, die zwar rückläufig, aber immer nochausreichend seien. «Wir merken schon, dass in der Geschäftswelt dasGeld nicht mehr so locker sitzt», sagte Röbbeling. Aber gerade anWeihnachten würden beispielsweise Großmärkte mehr geben. «Da macht esauch nichts, dass wir erst nach dem Fest die Schokoweihnachtsmännerbekommen.» Röbbeling zufolge sind in der Kartei der Harzer Tafel rund2000 Kunden registriert, fast 70 Ehrenamtliche helfen. Außer imRestaurant in Quedlinburg versorgt die Harzer Tafel Bedürftige nochan verschiedenen Ausgabestellen im gesamten Landkreis mitLebensmitteln.

Anke Gercke-Oberstädt leitet den Bereich Soziale Arbeit bei derArbeiterwohlfahrt (AWO) des Harzkreises, dem Träger der Tafel. «Wirmüssen nichts zurückschrauben und können an Traditionen festhalten.»Für die Kinder gebe es Adventskalender und über eine zusätzlicheLebensmittelausgabe würden auch schon mal Backzutaten ausgeteilt.«Damit man auch mal Plätzchen machen kann», sagte Gercke-Oberstädt.

Auch in den Einrichtungen der Stadtmissionen Halle und Magdeburggibt es zum Fest gesellige Runden in vollen Räumen. «Was genau wiranbieten können, hängt immer von Spenden ab», sagte Ernst-ChristophRömer, der die Stadtmission in Halle leitet. «Alles ist schnelllebig.Ich bin gespannt, wie lange wir das alles noch in diesem Maßeaufrechterhalten können.» Vor allem die Räume der Tafel und dieWärmestuben seien zum Fest stark frequentiert. «Normalerweise kommen25 Menschen in die Wärmestube in Halle», sagte Römer. «In derWeihnachtszeit können es auch gern mal doppelt so viele sein.»

In Stendal freut man sich in der Begegnungsstätte «Saftladen» desInternationalen Bundes auf Weihnachten. «Wir machen immer das Bestedraus», sagt Leiterin Iris Reifke. Sie arbeitet nach eigenen Angabendas ganze Jahr auf die Bescherung an Heiligabend hin. «Ich schaue inunserem Möbellager nach schönen, kleinen Dingen, die ich dannaufmotze», sagt sie. «So kriegt jeder eine Kleinigkeit.» An einem derbeiden Weihnachtstage wird in der Suppenküche ein deftiges Menübereitet. «Wer mitessen möchte, zahlt einen kleinen Obolus», sagteReifke, deren Einrichtung nicht durch Spender unterstützt wird. «Wirmüssen einfach nur schauen, dass wir günstig einkaufen.»

Bedürftige nehmen sich in Magdeburg an der mobilen Ausgabestelle für Lebensmittel der Magdeburger Tafel frisches Obst und Gemüse. (FOTO: DPA)
Bedürftige nehmen sich in Magdeburg an der mobilen Ausgabestelle für Lebensmittel der Magdeburger Tafel frisches Obst und Gemüse. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild