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Trasse quer durch Sachsen-Anhalt Trasse quer durch Sachsen-Anhalt: Windstrom fließt unter der Erde

Von Steffen Höhne und Alexander Schierholz 08.06.2016, 17:25
In derartigen Kunststoffrohren werden Erdkabel verlegt.
In derartigen Kunststoffrohren werden Erdkabel verlegt. DPA

Halle (Saale) - Um überschüssigen Windstrom von Sachsen-Anhalt nach Bayern zu transportieren, ist der Bau einer großen Stromtrasse quer durch das Land geplant. Anders als bisher vorgesehen, wird diese nicht erst bei Bad Lauchstädt im Süden des Landes beginnen, sondern in Wolmirstedt bei Magdeburg. „So wollen wir noch mehr Ökostrom aus dem Norden in die Leitung bringen“, sagte Olivier Feix vom Netzbetreiber 50 Hertz.

Erdkabel statt Freiland-Leitungen

Auch anders als einst geplant werden nun vorrangig Erdkabel verlegt. In einem früheren Projektentwurf waren vor allem Freiland-Leitungen mit bis zu 70 Meter hohen Masten vorgesehen. Dies führte in Bayern, aber auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen, zu zahlreichen Bürgerprotesten. Auf Druck von Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) wurde die Netzplanung daher überarbeitet. Das betrifft nicht nur die Ost-Süd-Trasse durch Sachsen-Anhalt, sondern auch zwei weitere Leitungen in Westdeutschland. Damit hat sich der Zeitplan um drei Jahre nach hinten verschoben. Die Trassen sollen nun bis 2025 fertig sein.

Sachsen-Anhalts Umwelt- und Energieministerin Claudia Dalbert (Grüne) kritisierte die einseitige Festlegung auf Erdkabel: „Es ist nicht notwendig, alles unter die Erde zu legen. Dafür muss jetzt völlig neu geplant werden.“ Die daraus entstehenden Verzögerungen seien unnötig. In Sachsen-Anhalt hätte eine oberirdische Leitung sinnvoll entlang der A 9 gebaut werden können.

Kosten steigen um das Vier- bis Achtfache

Auch die Kosten steigen immens: Für einen Kilometer Freileitung werden laut 50 Hertz im Schnitt 1,2 bis 1,3 Millionen Euro veranschlagt. Erdkabel würden das Vier- bis Achtfache kosten - abhängig vom Untergrund. Die Mehrkosten dafür tragen die Stromverbraucher.

Erdkabel verändern allerdings nicht so stark das Landschaftsbild. Diese liegen zwei Meter tief in der Erde. Es ist ein 15 bis 20 Meter breiter Streifen erforderlich, auf dem keine Bäume mit tiefen Wurzeln stehen dürfen. Landwirtschaft ist auf den Flächen jedoch möglich. Vorgesehen ist zudem ein Mindestabstand von 500 Metern zur nächsten Wohnbebauung. „Wir gehen davon aus, dass die Erdverkabelung deutlich positiver von betroffenen Anrainern aufgenommen wird als Freileitungen“, so Feix. Der 50-Hertz-Manager kündigte an, dass es in den kommenden Wochen Info-Veranstaltungen in den betroffenen Regionen geben wird.

Grüne wollen möglichst auf Erdverlegung verzichten

Geplant ist, dass die Trasse entlang der Luftlinie Wolmirstedt und dem Atomkraftwerk Isar verläuft. Um diese wird in einem Korridor von etwa drei Kilometern nach der besten Strecke gesucht. Dalbert spricht sich dafür aus, dort wo es möglich ist, auf Erdkabel zu verzichten. Stattdessen könnte die neue Stromtrasse abschnittsweise auf bestehende Leitungen und Masten aufgesetzt werden. Allerdings dürften oberirdische Leitungen nicht in der Nähe von Siedlungen verlaufen. (mz)

So sieht ein Erdkabel im Querschnitt aus.
So sieht ein Erdkabel im Querschnitt aus.
DPA