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Thüringen Thüringen: Zoo in Erfurt bekommt einen neuen Direktor

19.07.2007, 11:48
Blick auf ein Hinweisschild am Dammwild-Gehege im Thüringer Zoopark (Foto: dpa)
Blick auf ein Hinweisschild am Dammwild-Gehege im Thüringer Zoopark (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Erfurt/Bonn/dpa. - Nach dem Tierfleisch-Skandal im Erfurter Zoo hat der Stadtrat der thüringischen Landeshauptstadt am Mittwochabend personelle Veränderungen in der Tierparkleitung beschlossen. Der bisherige Zoodirektor Norbert Neuschulz wird am Freitag von Hans-Günter Collette abgelöst. Als neuen Verwaltungsdirektor berief der Stadtrat Ulf Zimmermann. Diese Entscheidungen seien unabhängig von den jüngsten Vorfällen getroffen worden, hieß es. Am Dienstag war bekannt geworden, dass Mitarbeiter des Erfurter Zoos in den vergangenen Jahren immer wieder Tiere ohnedie erforderliche Genehmigung getötet und ihr Fleisch verkaufthatten.

Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) habe Strafanzeigegestellt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, HannesGrünseisen, am Mittwoch. Bei den geschlachteten Tieren handele essich ausschließlich um Haustiere und einheimische Wildtiere wie zumBeispiel Ziegen, Schweine und Hirsche, sagte die Sprecherin derErfurter Stadtverwaltung, Inga Hettstedt. Das Fleisch sei nur anprivate Haushalte verkauft worden, teilte die Stadt am Abend mit. DieZooverwaltung wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Hettstedt zufolge ist es nicht ungewöhnlich, dass Zoosüberzählige Tiere schlachten und das Fleisch verkaufen. DasVeterinäramt müsse die Schlachtung jedoch genehmigen und anschließenddas Fleisch für den Verzehr freigeben. Diese Freigabe habe sich derZoo aber nicht ausstellen lassen, sagte Hettstedt. Unklar seibislang, welche Mitarbeiter verantwortlich seien.

Der Deutsche Tierschutzbund in Bonn sprach von einem «Skandal».Dass die Vorgänge offenbar erst von einer Behörde festgestellt wordenseien, lasse starke Zweifel an der Zooleitung aufkommen. Sie hättebei der Kontrolle der Bestandsbücher das illegale Vorgehen derMitarbeiter frühzeitig erkennen müssen. Tierschutzbund-PräsidentWolfgang Apel sagte: «Wir befürchten, dass wir bisher nur die Spitzedes Eisbergs sehen.»

Dem Tierschutzbund liegen nach eigenen Angaben zudem Unterlagenvor, denen zufolge zwei Äffchen aus dem Erfurter Bestand imvergangenen Jahr an einen Berliner verkauft wurden. Dieser habe dieTiere in einem Vogelkäfig gehalten. Die Tierquälerei sei von Nachbarnangezeigt worden. Inzwischen säßen die Tiere im Tierschutzheim. «DerZoo hat sich offenbar nicht nur als Schlachterei, sondern auch alsHandelsplatz für Tiere betätigt», sagte Apel.

Die Missstände seien bei Personalgesprächen offenbart worden,sagte Stadtsprecherin Hettstedt. Gegen den abgelösten ZoodirektorNeuschulz wird auch wegen eigenmächtiger und finanziell fragwürdigerEntscheidungen beim Bau einer Löwensavanne ermittelt.