Thüringen Thüringen: Neuer Ärger für Althaus

ERFURT/MZ. - Im Innern, 42 Seiten, folgt ein sechsseitiges Interview mit ihr, mit Bildern von der Hochzeit und von Dieter Althaus' Papstbesuch. Frage eins: "Wie viel Paar Schuhe haben Sie im Schrank?"
Opposition ist empört
"Tolles Thüringen" ist den Thüringern jetzt angeblich in einer Auflage von einer Million Stück in die Briefkästen geflattert und sorgt für mächtig Aufregung. Die Opposition aus Linker und SPD spricht von verdeckter Wahlkampffinanzierung, die SPD will gegen das Landesunternehmen Thüringer Lotto-Gesellschaft klagen, das eine große Werbeanzeige in dem Blättchen geschaltet hat. Chef der Lotto-Gesellschaft ist der frühere CDU-Fraktionschef Jörg Schwäblein.
"Es reicht. Wir erstatten Anzeige", sagte SPD-Spitzenkandidat Christoph Matschie am Freitag der MZ. "Es besteht der Verdacht, dass diese CDU-Jubelbroschüre mit Steuergeld finanziert wurde." Bodo Ramelow, Spitzenkandidat der Linken, kritisiert zudem die AOK für eine Werbeanzeige. Außerdem fühlt er sich wegen eines Kurzinterviews mit ihm neben einer Meldung "Kein Vertrauen in die SPD-Führung" missbraucht. Er habe die Fragen unter ganz anderen Voraussetzungen beantwortet, sagte Ramelow einer Lokalzeitung.
CDU-Landesgeschäftsführer Andreas Minschke erklärte zwar, es gebe zwischen Tolles Thüringen und der CDU keine Verbindungen. Doch für die Opposition ist das Heftchen aus dem Proximus-Verlag nichts anderes als verbrämte Wahlwerbung: Eine Homestory über Alt-Ministerpräsident Bernhard Vogel, eine Analyse verschiedener Wahlprogramme durch Wolfgang Stock, den Vorsitzenden der Althaus-Initiative "Pro Bürgergeld", ein Interview mit der Geschäftsführerin der CDU-nahen Initiative für die Familienoffensive, Ernährungstipps von der Schlagersängerin Ute Freudenberg, die im CDU-Fernsehspot auftrete.
"Deutlicher geht es doch nicht", heißt es in Erfurt. Wer als Geldgeber hinter dem Verlag steckt, bleibt unklar. Laut Thüringer Allgemeinen sollen es angeblich ein Thüringer Unternehmer und "zwei, drei" wohlhabende Privatleute sein, die wollten, dass es in Thüringen so weiterlaufe wie bisher.
Ärger hat sich Althaus nicht nur wegen des Werbe-Heftchens, sondern auch wegen früherer Äußerungen in Illustrierten über den Skiunfall am Neujahrstag eingehandelt, bei dem er die 41-jährige Beata Christandl totgefahren und selbst schwerste Verletzungen erlitten hatte. Althaus war später in Österreich wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 33 300 Euro sowie 5 000 Euro Schmerzensgeld verurteilt worden.
Alexander Rehrl, der Anwalt des Witwers Bernhard Christandl, hat sich jetzt darüber beklagt, wie Althaus mit der "zutiefst privaten Angelegenheit der Familie" umgegangen sei. Die jüngsten Berichte bewerte er als Vertrauensbruch, unangebracht und pietätlos, zitiert Welt Online den Anwalt. Althaus hatte in Interviews erzählt, er habe im Sommer das Grab Beata Christandls besucht und habe mehrfach Briefe mit dem Witwer gewechselt, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis pflege. Nach Angaben des Anwaltes war der Witwer über den Friedhofsbesuch von Althaus nicht informiert. "Von einem freundschaftlichen Kontakt zwischen Herrn Christandl und Herrn Althaus ist mir bis auf zwei Briefwechsel ebenfalls nichts bekannt." Ungeklärt ist immer noch der zivilrechtliche Streit zwischen Althaus und der Familie Christandl. Dabei geht es um Betreuungskosten für den einjährigen Sohn, der mit dem Witwer in den USA lebt.
Grüne erteilen CDU Absage
CDU-Landesgeschäftsführer Minschke sagte, man wolle erst die Richtigkeit der zitierten Äußerungen überprüfen. Althaus werde die Sache selbst in die Hand nehmen. Renate Künast, Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, griff Althaus scharf an: "Ich finde es unanständig, was Herr Althaus macht", sagte sie dem Hamburger Abendblatt." Von allen erwartet er, dass sie sich nicht mit seiner Straftat auseinandersetzen, für die er verurteilt wurde. Er selbst setzt den Skiunfall aber emotional im Wahlkampf ein." Für den Fall, dass Althaus, dem nach Umfragen die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl am 30. August abhanden kommt, die Grünen als neuen Partner Betracht ziehen sollte, schob Künast einen Riegel vor: "Auf keinen Fall."