Thüringen Thüringen: Althaus will CDU-Spitzenkandidat werden
Erfurt/dpa. - Nach wochenlangem Schweigen ihres Chefs war dieCDU, für die es bei der Landtagswahl am 30. August um dieVerteidigung ihrer Alleinregierung geht, der Spekulationen müde.«Dieter Althaus hat heute Klarheit über seine politische Zukunftgeschaffen», findet CDU-Fraktionschef Mike Mohring. Nach dessenBekenntnis zur Rückkehr in die Politik sieht Mohring «vielenSpekulationen, die in den vergangenen Tagen ins Kraut geschossensind, das Wasser abgegraben».
Althaus selbst machte deutlich, warum er sich gerade jetzterklärt. Der Abschluss des strafrechtlichen Verfahrens in Österreichgegen ihn hat eine Rolle gespielt, geht aus seiner schriftlichenErklärung hervor. Mohring drückt es anders aus: «Erst kamen dieÄrzte, dann die Staatsanwaltschaft und nun wir.» Ob er sichgesundheitlich fit für einen strapaziösen Wahlkampf fühlt, bei dem esim Juni bereits um Kommunal- und Europawahlen geht, ließ Althausoffen. Vor seiner Entscheidung er neben Familie und vielen Freundenjedoch auch die Ärzte konsultiert. Wann er die Reha-Klinik inAllensbach am Bodensee verlassen kann und wann er wieder in derErfurter Staatskanzlei regiert bleibt allerdings unklar.
Sicher ist nur, bei seiner Kür zum Spitzenkandidaten auf einerCDU-Landesvertreterversammlung am 14. März wird Althaus nicht dabeisein. «Definitiv nicht», sagt Mohring. Auch CDU-LandesgeschäftsführerAndreas Minschke rechnet nicht damit, dass Althaus zu der Wahl derLandesliste erscheint. «Er ist noch krank.»
Die Ankündigung der Kandidatur nimmt nach Ansicht von ThüringerCDU-Politikern auch Druck von Althaus. «Er hat jetzt Zeit, sich inRuhe zu erholen und Kraft zu sammeln», meint einer seiner Vertrauten.In der Partei wird Wert darauf gelegt, dass Althaus die freieEntscheidung hatte. Einen «Plan B», also eine personelle Alternative,hatte die Parteispitze jedoch nicht einmal in Erwägung gezogen.
Seit dem Gerichtsurteil am Dienstag hat Althaus offenbar auchwieder telefoniert. Minister, Landesgeschäftsführer und andereberichten zumindest von kurzen Gesprächen mit ihm in der Klinik. Inden Wochen zuvor war meist bei Katharina Althaus, die ihren Mannnicht von der Seite wich, Endstation. Vize-Ministerpräsidentin und -Parteichefin Birgit Diezel hatte mehrfach berichtet, sie stehe mitFrau Althaus in Kontakt und habe Absprachen beispielsweise über einTreffen mit Althaus in der kommenden Woche mit ihr geführt. SelbstBundeskanzlerin Angela Merkel soll mit Katharina und nicht mit DieterAlthaus telefoniert haben.
«Ich habe inzwischen mehrfach mit Dieter Althaus gesprochen», sagtMohring. Er sieht den Regierungs- und Parteichef auch gesundheitlichauf gutem Weg. «Bei einem Schädel-Hirn-Trauma gibt es ruckartigeVerbesserungen.» Wie gut es Althaus geht, der in diesem Jahr mehrereSchicksalsschläge zu verkraften hatte, wissen jedoch nur er, seineFrau und die Ärzte wirklich.
Noch geht auch die Opposition pfleglich mit dem 50-Jährigen um.Ich respektiere die persönliche Entscheidung von Dieter Althaus»,erklärte sein Herausforderer, SPD-Chef Christoph Matschie, undwünschte ihm schnelle Genesung.