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Terrorismus Terrorismus: Gefährden Anschläge die demokratischen Werte?

21.07.2005, 07:24
Dieser Junge ist traumatisiert von den schrecklichen Ereignissen in der Schule in Beslan und weint nach der gewaltsamen Geiselbefreiung am 3. September 2004. (Archivfoto: dpa)
Dieser Junge ist traumatisiert von den schrecklichen Ereignissen in der Schule in Beslan und weint nach der gewaltsamen Geiselbefreiung am 3. September 2004. (Archivfoto: dpa) EPA

Halle/dpa. - «Viele merken gar nicht, wie sich ihre Einstellung ändert»,bemerkte der Experte. Sie träten - allgemein befragt - nach wie vor für demokratische Prinzipien ein. «Doch wenn es darum geht, im Kampf gegen Terroristen die Grenzen undurchlässiger zu machen oder Hass-Prediger zu stoppen, sind sie für Einschränkungen». Dabei werde nicht jeder gleich antidemokratisch. «Wenn aber alle in ihrer Gesinnung je nach Ausgangsposition ein, zwei Schritte weiter nach rechts treten, kippt die Waage irgendwann auf die andere Seite um», sagt Hobfoll. «Es sind also die Menschen in der Mitte, auf die es ankommt.»

Das Phänomen zu einer Bereitschaft zu schärferen Vorgehen undstrikteren Regeln werde im Fall Londons noch dadurch geschürt, dass die Terroristen kein greifbares Ziel verfolgten. Andere Attentäter kämpften für einen freien Staat oder die Freilassung von Gefangenen. «Diese Terroristen haben aber kein Ziel, ihr Handeln ist eine Reaktion auf ihre Wut», sagt der Psychologe. Das mache es schwer für die betroffene Nation, darauf zu reagieren. «Wie soll man kämpfen in einem Krieg - und was wir erleben, ist ein Krieg - wenn du nicht weißt, warum du kämpfst?»

Nach Überzeugung Hobfolls ist es jedoch ein Trugschluss zuglauben, allein mit Polizeimaßnahmen wie schärferen Kontrollen an Flughäfen und Kampfansagen könnten Terroranschläge verhindert werden. «Das muss es zwar auch geben, wichtig ist vor allem aber auch, die Anführer aufzuspüren sowie die Moslems in vielen Ländern Europas besser zu integrieren». Nur damit seien die Probleme an der Wurzel zu packen.