Tarifpartner Tarifpartner: Firma zahlt elf Prozent mehr Lohn

Halle (Saale)/MZ. - Die Tarifpartnerschaft von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und der Landesregierung von Sachsen-Anhalt zeigt immer mehr Wirkung. In einem Unternehmen in Coswig wurde gestern ein Haustarifvertrag abgeschlossen, der eine Lohnerhöhung von elf Prozent vorsieht.
Die Partnerschaft war im Oktober 2010 geschlossen worden, um den Fachkräftemangel auch mit attraktiven Löhnen abzumildern. Nach Schätzungen werden bis zum Jahr 2016 rund 150 000 Fachkräfte im Land fehlen.
Die 66 Beschäftigten des Fertighausherstellers Schwörer in Coswig (Kreis Wittenberg) hatten vor dem Tarifabschluss zehn Tage lang gestreikt. Ihr Lohnzuwachs fällt deutlich höher aus als am Stammsitz des Unternehmens in Baden-Württemberg.
Ein deutlicher Lohnzuwachs war erst Ende August auch für Gebäudereiniger vereinbart worden. Hier fiel die Steigerung im Osten mit 5,9 Prozent ebenfalls stärker aus als in den alten Bundesländern. Von den Lohnzuwächsen profitieren mittlerweile in einigen Bereichen auch die Auszubildenden in Sachsen-Anhalt. So steigt die Vergütung in der Holz- und Kunststoffbranche bis 2012 um 25 Prozent.
Für den Verhandlungsführer der IG Bauen-Agrar-Umwelt in Coswig, Peter Schulze, haben die Unternehmen gar keine andere Wahl, als höhere Löhne zu zahlen. "Anders können gerade junge und qualifizierte Leute nicht in Sachsen-Anhalt gehalten werden." Damit habe sich die Situation innerhalb weniger Jahre komplett geändert. "Die Zeiten, in denen niedrige Löhne noch ein Standortvorteil waren, sind vorbei", erklärte der Gewerkschafter. "Unser Ziel war es, ein Zeichen für die Angleichung der Löhne in Ost und West zu setzen", sagte Schulze. Die Coswiger Beschäftigten erhalten allerdings auch nach dem jetzigen Kompromiss erst 76 Prozent des Gehaltes ihrer Kollegen aus dem Westen.
Das ist aus Sicht des Sozialministeriums kein Einzelfall. Beim Lohnniveau hinke Sachsen-Anhalt in vielen Branchen noch hinterher. "Und so lange hier keine konkurrenzfähigen Löhne bezahlt werden, macht es keinen Sinn, in anderen Ländern Fachkräfte zu suchen", betonte Sprecher Holger Paech. Vom Deutschen Gewerkschaftsbund wird die Magdeburger Landesregierung dennoch ausdrücklich dafür gelobt, dass sie sich für attraktive Löhne stark macht. "Und es ist in der Tat so, dass die Wirtschaftsförderpolitik, die auch höhere Tarifabschlüsse beinhaltet, langsam wirkt", sagte Landesvorsitzender Udo Gebhardt.
Gleichwohl gingen der Einigung in Coswig harte Auseinandersetzungen voraus. Unternehmensinhaber Johannes Schwörer hatte durchaus versucht, es den Streikenden nicht leicht zu machen. Als der Ausstand absehbar war, hatte das Unternehmen nach Angaben der Gewerkschaft Aussperrungen angedroht. "Ich habe aber Interesse, das Werk zu halten", sagte der Inhaber nach der Einigung. "Sonst hätte ich sicher nicht unterschrieben."