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Tangermünde Tangermünde: Tradition lebt auf

Von Stefan Klein 20.01.2004, 20:24

Tangermünde/dpa. - Die alte Kaiserstadt Tangermünde (Landkreis Stendal) war im Mittelalter nicht zuletzt ihres Bieres wegen bekannt. Das so genannte Kuhschwanz-Bier ist heute wieder erhältlich - wenn auch nur innerhalb der Stadtmauern. Tiemo Schönwald, der in Tangermünde ein uriges Gasthaus betreibt, hat das Braurezept vor vier Jahren eher zufällig wiederentdeckt. Seitdem macht der Jungunternehmer mit dem Bier in den hübschen Bügelflaschen einen immer besseren Umsatz. Probierfreudige Einheimische und die zahlreichen Touristen in der Stadt lassen sich das Kuhschwanz-Bier schmecken.

«2003 hatten wir einen Jahresausstoß von 30 Hektolitern», sagt Schönwald. Damit gehört Kuhschwanz-Bier immer noch zu den kleinsten unter den rund 3000 Biermarken in Deutschland. Doch die Nachfrage steigt. Immerhin wird es außer in Schönwalds Gasthaus auch schon in fünf Tangermünder Geschäften verkauft - zum Gaststättenpreis von etwa drei Euro. Auch ein großer deutscher Handelskonzern hat schon bei Schönwald angefragt.

Gebraut wird das Kuhschwanz-Bier wird bei Demmert-Bräu im altmärkischen Neuendorf, nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516. Es ist ein untergäriges, handabgefülltes Schwarzbier. Der Hopfen stammt laut Schönwald aus ökologischem Anbau, die Hefe wird nicht abgeschöpft.

Einen großen Teil seiner bisherigen Erfolgsgeschichte verdankt das Tangermünder Bier sicher seinem originellen Namen. Der Legende nach hatte immer mindestens ein Weidetier seinen Schwanz im Wasser des Tanger, mit dem das Bier gebraut wurde. «Das Brauwasser stammte aber natürlich nicht aus dem Fluss, sondern aus den tiefen, sauberen Brunnen Tangermündes», erklärt Schönwald.

Im Mittelalter hatte fast jede Familie ihr Bier selbst gebraut - es war fast so normal wie Kuchen backen. Erst im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich in der Stadt bis zu 80 Brauereien, die die Handwerksrechte dazu erwarben und das Kuhschwanz-Bier unter ihrem eigenen Namen elbaufwärts bis nach Hamburg verschifften. Die letzte Brauerei in der Stadt, die Tangermünder Actienbrauerei, schloss während des Ersten Weltkriegs. Von ihr übernahm Schönwald die Rezeptur.

Der studierte Betriebswirt, der nunmehr als Wirt sein eigenes Bier brauen lässt, will den Absatz von Kuhschwanz-Bier 2004 weiter steigern. Schönwald: «Dann kann ich irgendwann in Tangermünde wieder eine kleine Brauerei aufmachen.»