Suche nach Freunden im Netz Suche nach Freunden im Netz: Nach Anschlägen in Paris: "Ich hoffe es geht euch allen gut"

Halle (Saale) - Als man Carolin Zeidler auf dem Handy erreicht, telefoniert sie gerade mit einer Freundin in Paris. „Sie ist nicht bei Facebook, deshalb war ich sehr in Sorge und wollte unbedingt mit ihr sprechen. Jetzt bin ich beruhigt, es geht ihr gut“, sagt sie kurze Zeit später erleichtert.
Fünf Jahre lang hat Zeidler, 26, in der französischen Hauptstadt gelebt, sie hat dort studiert, internationalen Handel und Marketing. Erst im vorigen Jahr ist sie zurück gekommen, um einen Job bei einer Leipziger Firma anzutreten. Was bleibt aus der Pariser Zeit, sind viele Freunde: „Um die 30 sind es bestimmt“, sagt sie.
„Ich bin froh, dass Du nicht in Paris bist.“
Am späten Freitagabend kommt Zeidler aus dem Kino; auf ihrem Telefon findet sie eine Whats-App-Nachricht ihrer Mutter: „Ich bin froh, dass Du nicht in Paris bist.“ Ein komischer Satz. Ein Satz, den man nicht einfach so schreibt. „Da habe ich gewusst, dass etwas passiert sein muss.“ Carolin Zeidler eilt nach Hause, schaltet den Fernseher ein - und ist schockiert, als sie die Bilder von den Anschlägen sieht. Sie loggt sich auf Facebook ein und postet eine Nachricht an ihre Freunde. Darin drückt sie ihr Entsetzen aus, und ihre Hoffnung, dass es allen gut gehen möge.
Das soziale Netzwerk hat für Paris noch in der Nacht den ursprünglich für Naturkatastrophen entwickelten sogenannten „Saftey Check“ (Sicherheitsüberprüfung) freigeschaltet. Damit können sich Facebook-Nutzer auf einer eigenen Site als „in Sicherheit“ markieren und dies ihren Freunden mitteilen. „Die meisten haben das genutzt, und einige haben auch zusätzlich gepostet, dass sie in Ordnung sind“, erzählt Zeidler. Mittlerweile ist es drei Uhr am Samstagmorgen, sie geht schlafen. Nur wenige Stunden später sitzt sie wieder am Rechner und am Telefon, um sich mit ihren französischen Freunden über die Terrornacht auszutauschen. „Ich bin unglaublich erleichtert, dass alle unversehrt geblieben sind.“
Was bleibt, ist neben Entsetzen auch Unsicherheit. Die Attacke auf die Redaktion des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ im Januar, „das war gezielt“, sagt sie. „Aber jetzt war das alles wahllos. Die Attentäter hätte sich ja auch den Eiffelturm oder die Champs Elysee aussuchen können. Es hätte jeden treffen können.“
Am kommenden Mittwoch steht für Carolin Zeidler eine Reise zu einer Konferenz nach Paris im Terminkalender. Sie ist sich noch nicht sicher, ob sie fahren wird. (mz)