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Streit um Schwimmbad-Bau Streit um Schwimmbad-Bau: Gericht wies Klage gegen Willi Sitte ab

10.10.2001, 17:06

Halle/dpa. - Der Kläger Willi Steffek, Geschäftsführer der hessischen Taunus-Schwimmanlagen Steffek GmbH (Oberursel-Oberstedten), hatte von demKünstler 60 000 Mark (knapp 31 000 Euro) für die 1993 fertiggestellte Anlage gefordert. Laut Bode hat der Kläger ab Zustellungdes zehnseitigen Urteils einen Monat Zeit, um beim Oberlandesgerichtin Naumburg in Berufung zu gehen.

Ursprünglich war nach Angaben von Steffek einKompensationsgeschäft vereinbart worden, dass Sitte das 4 mal 8 mal1,5 Meter große Becken samt Technik, wie Gegenstrom- undFilteranlage, mit Kunstwerken bezahlen wollte. Er habe von Sitte fürdas Schwimmbecken aber lediglich drei Bilder erhalten, deren Wert erzum Auftakt des Prozesses Mitte September mit 600 bis 3000 Markangab. Die Verteidigung des 80-jährigen Sitte hatte die Vorwürfebestritten und außerdem auf Verjährung plädiert.

Laut Steffek lernte er Sitte 1978 kennen, als der noch Präsidentdes Verbandes Bildender Künstler der DDR war. Schon damals habe erihm als Freund Dinge aus dem Westen besorgt, unter anderem einSolarium. Dafür erhielt er Sitte-Kunstwerke. Auch bei dem Schwimmbadsollte so verfahren werden.

Der in Halle lebende Maler und Grafiker war zuletzt Anfang desJahres mit der vom Germanischen Museum Nürnberg abgesagten Werkschauin die Schlagzeilen geraten. Nach der Wende wurden in ostdeutschenMuseen und Galerien seine Werke abgehängt. Sitte hatte darauf mit demnahezu vollständigen Rückzug aus der Öffentlichkeit reagiert.

Sitte war in der DDR nicht nur ein Künstler, der die SED-Führungmit seinen erotischen Bildern zuweilen irritierte. Er saß auch in derKulturkommission des ZK der SED, war Mitglied der Volkskammer undlängjähriger Präsident des Verbandes Bildender Künstler. Seine Bildervom Sozialismus («Die Rote Fahne - Kampf, Leid und Sieg») wurden zuMeisterwerken des sozialistischen Realismus erhoben. Für seineKritiker gehört er zu den politischen Tätern im DDR-Staat.