Selbsthilfegruppen Selbsthilfegruppen: Trauernde Eltern sollen Unterstützung erhalten
Magdeburg/MZ. - Der Bundesverband Verwaiste Eltern in Deutschland e.V. will sich in den neuen Ländern engagieren. In Magdeburg präsentiert sich der Verein heute und hält nach Partnern Ausschau. Sachsen-Anhalt soll als erstes der neuen Länder eine Regionalstelle des Vereins bekommen. MZ-Mitarbeiterin Sylke Hermann sprach mit Gabriele Knöll, der Vorsitzenden des Bundesverbandes.
Frau Knöll, warum braucht Sachsen-Anhalt eine Regionalstelle?
Knöll: Weil das Hilfsangebot für verwaiste Eltern in den neuen Ländern nicht ausreicht. Von bundesweit 350Selbsthilfegruppen unseres Verbandes sind hier nur 33 aktiv. In Sachsen-Anhalt gibt es sogar nur drei. Eine Regionalstelle soll sämtliche Aktivitäten bei der Trauerbegleitung koordinieren.
Wer wird das Angebot nutzen?
Knöll: Jeder trauert anders. Und jede Art zu trauern, hat ihre Berechtigung. Uns geht es um die Möglichkeit, Hilfe in Anspruch nehmen zu können, wenn sie gebraucht wird. Es geht um ein Angebot für alle, die trauern.
Sie arbeiten oft in Gruppen. Warum?
Knöll: Nicht jeder, der ein Kind verloren hat, fühlt sich in einer Gruppe wohl. Viele verarbeiten den Tod ihres Kindes allein sehr gut. Der Tod und der Umgang damit ist ein sehr persönliches Erlebnis. Und doch empfinden es viele als heilsam, sich mitzuteilen.
Der Tod eines Kindes - ein Tabuthema in der Gesellschaft?
Knöll: Ja, weil sich keiner mit einem so traurigen Thema auseinandersetzen will. Aber es geht nicht nur um den Tod eines Kindes, sondern um das Schicksal von Familien. Wenn die Umwelt die Geduld verliert, vom Leid der Betroffenen nichts mehr hören will, empfinden die Trauernden oftmals gerade einen besonders tiefen Schmerz.
Wie wollen Sie helfen?
Knöll: Trauer ist nichts, was grundsätzlich therapiert werden müsste. Wir begleiten und beraten - nicht nur verwaiste Eltern, auch Geschwister, Angehörige.
Wann soll die Regionalstelle für Sachsen-Anhalt eröffnet werden?
Knöll: Wir hoffen, Mitte nächsten Jahres. Bis dahin wollen wir mit Institutionen, Vereinen, Verbänden Kontakt aufnehmen, die sich um Trauerbegleitung bemühen.