Schrebergärten in Sachsen-Anhalt Schrebergärten in Sachsen-Anhalt: "Das DDR-Denken muss aufhören"

Magdeburg - Der demografische Wandel ist in den Kleingärten von Sachsen-Anhalt angekommen. „Während in Halle, Magdeburg oder Dessau rund 6 Prozent leer stehen, sind es auf dem Land über 20 Prozent“, sagte der Präsident des Landesverbandes der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt, Peter Riebeseel. Innerhalb der vergangenen 25 Jahre halbierte sich die Zahl der Kleingärtner auf knapp 100.000. Dabei öffnen sich die Verbände immer mehr, um Nachwuchs und damit auch mehr Vielfalt zu gewinnen.
„Heute sind die Interessen andere, als noch vor 25 oder 30 Jahren“, erklärte Riebeseel. Früher sei in den Schrebergärten massenhaft Obst und Gemüse angebaut, eingekocht und durch den Verkauf auch etwas hinzuverdient worden. Bei den Neu-Gärtnern „nimmt der Anbau von Naschobst zu“. Erdbeeren, Himbeeren oder Süßkirschen könnten direkt gepflückt und in den Mund gesteckt werden. Ganz ähnlich gehe es mit Gemüse: Möhren aus der Erde ziehen, abwaschen, essen.
Initiativen zur Nachwuchsgewinnung
„Die Nachwuchsgärtner haben nach einem langen Arbeitstag keine Lust, auch noch lange im Garten zu schuften“, so der Verbands-Präsident. Die gepachtete Parzelle solle ein Erholungsraum sein. Darauf müssten die Betreiber der Kleingarten-Anlage Rücksicht nehmen. „Das DDR-Denken muss aufhören“, sagte Riebeseel.
Obwohl in den vergangenen Jahren verschiedene Initiativen zur Nachwuchsgewinnung gestartet und auch einige Vorschriften geändert worden, gibt es Probleme. „Wir verlieren jedes Jahr 2500 Kleingärtner“, sagte Riebeseel. Es gibt nicht genug Nachwuchs, um die gestorbenen oder ausscheidenden Kleingärtner zu ersetzen. „Man kann sich leicht ausrechnen, wo wir in zehn Jahren stehen.“ Über 750 Hektar stehen derzeit in Sachsen-Anhalt leer. Sachsen-Anhalt steht bei der Zahl der Kleingärten pro Einwohner hinter Sachsen an zweiter Stelle in Deutschland.
Für eine Trendänderung sprechen laut dem Landesverbandschef etwa das stärkere Bewusstsein für Bio-Lebensmittel. Zudem gibt es immer wieder ältere Schrebergärtner, die einen geeigneten Neu-Gärtner suchen. „Die freuen sich, wenn Sie jemanden gefunden haben“, sagte Riebeseel. Da komme es auch vor, dass eine gepflegte kleine Parzellen-Oase mit Laube für Null Euro übergeben wird. Doch um den Nachwuchs zu gewinnen, „müssten auch die Älteren noch stärker aktiv werden und etwa im Freundeskreis suchen“, so Riebeseel. „Eine junge Familie würde sich sicherlich über einen schönen Kleingarten freuen.“ (dpa)