Schnee, Salz und Palmen
Halle/MZ. - Der plötzliche Wintereinbruch hat am Wochenende viele Menschen überrascht. Die MZ beantwortet Fragen zum Wetter und den Folgen.
Welche Pflanzen sollte man bei Frost hereinholen?
Eigentlich alle, nur Sträucher und Bäume kommen mit den Minusgraden klar, sagt Gartenbaumeister Frank Meinhardt aus Niemberg im Saalekreis. Besonders empfindlich sind mediterrane Gewächse. Oleander, Agaven und Palmen müssen in wärmere Räume. Man sollte aber wissen: Für Phoenixpalme und Agave sind minus zwei Grad noch nicht tragisch. In Südeuropa werden inzwischen sogar schon winterharte Palmen angeboten, die bis minus 18 Grad aushalten. In unseren Breitengraden allerdings bekämen diese Pflanzen durch die höhere Luftfeuchtigkeit Probleme. Ein Tipp: Manche Gärtnereien bieten an, mediterrane Pflanzen bei ihnen im Gewächshaus überwintern zu lassen.
Welche Pflanzen können trotz Kälte noch längere Zeit draußen bleiben?
Grundsätzlich an winterharten Staudenpflanzen. Gern genommen werden die immergrünen Heuchera, also die Purpurglöckchen, und verschiedene Salbeisorten. Fällt Schnee, schützt der sie noch. Sie können bis minus zehn Grad verkraften. Die klassische Herbstbepflanzung mit Geranien hat sich jetzt erledigt.
Wie lange muss man jetzt warten, um in der Werkstatt Winterreifen aufziehen zu lassen?
Autofahrer müssen häufig mit Wartezeiten rechnen. In Halle kann es bei einigen Autohäusern schon mal bis zu zwei Wochen dauern, bis ein Termin frei ist. Seit dem Wochenende stünden die Telefone nicht mehr still, sagt etwa Laura Shoshi vom Autohaus PS-Union. Im Altkreis Bitterfeld gibt es nach dem frostigen Wochenende
einen Ansturm in den Werkstätten, berichtet Wolfgang Burkhardt. Der stellvertretende Innungsobermeister spricht von vollen Terminbüchern und "jeder Menge Überstunden". Ähnlich ist die Situation in Zeitz und Köthen. Dort reichen die Wartezeiten von einigen Tagen bis zu zwei Wochen. Auch in Quedlinburg melden die Werkstätten Wartezeiten von drei bis vier Tagen. "Es ist Stress - wie immer zu dieser Zeit", sagt Ralf Bodenstein, Mitarbeiter eines Reifen-Service.
Ist der Winterdienst vorbereitet?
Wie jedes Jahr lautet die Antwort des Landesverkehrsministeriums in Magdeburg: Ja. Es stehen 800 Mitarbeiter sowie 350 Räum- und Streufahrzeuge bereit, um bei Schnee und Eis für halbwegs freie Fahrt auf Autobahnen, Bundes-, Landes- und einen Teil der Kreisstraßen zu sorgen. Rund 85 000 Tonnen Streusalz und 2 500 Kubikmeter Sole lagern in den Depots der Straßenmeistereien. Darüber hinaus werden in den nächsten Wochen rund 118 Kilometer Schneezäune aufgestellt. Hinzu kommen Salz-Vorräte, die Städte und Gemeinden angelegt haben. Ob all dies aber auch im Ernstfall reicht, wird sich - wie die Jahre zuvor - erst zeigen, wenn der Winter richtig zugeschlagen hat.
Warum sind bei der Bahn am vergangenen Wochenende - vor allem in Sachsen und Thüringen - viele Züge nicht gefahren?
Ursache ist der ungewöhnlich frühe Wintereinbruch, sagt Bahnsprecher Jörg Bönisch. Das Problem waren umgestürzte Bäume, die Bahnstrecken blockierten. Weil noch viel Laub an den Ästen hängt, blieb besonders viel Schnee darauf liegen. Die ungewöhnlich hohe Schneelast ließ auch Bäume abknicken, die sonst stehen geblieben wären. "Wir können uns nicht auf alle Naturphänomene einstellen", sagt Bönisch. Auf den Straßen hätten dann oft noch mit Sommerreifen ausgestattete Fahrzeuge, die liegen blieben, für zusätzliche Probleme bei den als Ersatz organisierten Busfahrten gesorgt.
Mit welchen Temperaturen müssen wir in den kommenden Tagen rechnen?
Zunächst wird es milder, sagt Gerold Weber vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig. Aus Nordwesten ströme wärmere Luft nach Mitteldeutschland. Und zum Wochenende werde eine Südwest-Strömung für windiges Wetter bei Tagestemperaturen um zwölf Grad sorgen.
Und wie wird der kommende Winter?
Dazu lassen sich nach den Worten von Gerold Weber kaum verlässliche Vorhersagen machen. Entscheidend seien erst die Tage vor Weihnachten: Herrsche dann eine milde Westströmung vor, bestehe eine Chance von 60 Prozent, dass ein milder Winter folge.
Zusatzinfos, Tipps und Hintergründe: www.mz-web.de/winter