Schmalkalden Schmalkalden: Riesiges Erdloch sorgt für Angst und Schrecken
Schmalkalden/dpa. - Der Schrecken kommt in der Nacht: Anwohnerhören ein Rasseln und ein lautes, strömendes Geräusch, als ob mehrereSchotterlaster ihre Ladung abkippen. «Wir wurden zu einem Loch in derStraße mit Wasserrohrbruch gerufen. Mit solch einem Ausmaß hat keinergerechnet», sagt Marco Gröger von der Freiwilligen Feuerwehr. Erblickt auf ein riesiges Erdloch, das sich am frühen Montagmorgen ineiner Wohnsiedlung im thüringischen Schmalkalden aufgetan hat. Unddas Loch wächst: Stetig bricht der Krater an den Rändern nach,durchziehen immer neue Risse Straße und Hauswände. «Wir wissen nicht,wann ein Ende abzusehen ist», sorgt sich der Feuerwehrmann.
«So etwas hat hier keiner erwartet», sagt Roland Stark, dessenGarage direkt an dem Erdloch steht. Er ringt auch Stunden nach demUnglück um Fassung. Seit 20 Jahren wohnt er in der Hangsiedlung inder schmucken Fachwerkstadt im Südwesten des Thüringer Waldes. DieStraße vor der Garage sei frisch geteert worden, sagt Stark. Nochwissen er und seine Frau nicht, wann sie wieder in ihr Heimzurückkehren können. «Wir haben gedacht, wir sind hier auf dem Hangsicher. Wir hoffen, dass sich alles zum Guten wendet.»
Einige der mehr als 25 Menschen, die ihre Häuser verlassenmussten, kamen bei Verwandten und Bekannten unter. Manche standenunter Schock und wurden von Seelsorgern in einem Zelt nahe derUnglücksstelle betreut. Insgesamt sechs Häuser musste die Polizeinach eigenen Angaben evakuieren.
Eine Frau wischt sich Tränen aus dem Gesicht. Ein Beamter erklärtihr behutsam, dass sie nicht nach Hause zurückkehren kann. Zu großist die Gefahr. Die Polizei sperrt nach und nach immer weiträumigerab. Ein Hubschrauber kreist mit einer Wärmebildkamera über demKrater.
Matthias Heinemann blickt von seinem Garten auf das nahe Erdloch.«Ich bin von den Motorengeräuschen und den Blaulichtern wachgeworden.» Noch darf er in seinem Haus bleiben. Doch auch seineSorgen sind groß: «Das ist pures Entsetzen, mit so einem Loch vor derTür bekommt man schon Existenzängste.»
«Den Leuten sitzt der Schreck in den Gliedern, aber sie sinderstaunlich gefasst», sagt der parteilose Bürgermeister des rund20 400 Einwohner zählenden Ortes, Thomas Kaminski. Die Stadt willFerienwohnungen anmieten, für diejenigen, die ohne Unterkunftdastehen. Noch kann sich in Schmalkalden keiner das Unglück erklären.«Wir sind kein Bergbaugebiet», sagt Kaminski. Berichte überunterirdische Luftschutzbunker machen die Runde. Eine Frau bringt einalte Fotoaufnahme und erzählt von einem Bombentrichter im ZweitenWeltkrieg in dieser Gegend.
«Da sind 12 000 Kubikmeter Erde verschwunden, beim Einsturzsolcher Massen ist eine natürliche Ursache wahrscheinlicher», meintder CDU-Landrat des Kreises Schmalkalden-Meiningen, Ralf Luther. AuchLandes-Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) zeigt sich über dasAusmaß des Unglücks erschrocken. «Das ist katastrophal und sieht böseaus. Das gab es in dieser Größenordnung noch nicht in Thüringen.» Imnur rund 30 Kilometer entfernten Tiefenort gibt ein kleinerer Erdfallseit Jahren keine Ruhe. Landrat Luther ist bei allem Schrecken aberauch erleichtert darüber, dass es keine Verletzten oder gar Tote gab:«Da war viel Glück im Unglück dabei.»