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Schill-Partei in Sachsen-Anhalt Schill-Partei in Sachsen-Anhalt: Das Zugpferd produzierte nur üble Schlagzeilen

Von Steffen Könau 21.08.2003, 17:57
Ein Bild aus besseren Zeiten: Ronald Schill (r.) und der Unternehmer Ulrich Marseille treten im Februar 2002 gemeinsam beim Landesparteitagder Schill-Partei in Sachsen-Anhalt auf. (MZ-Archivfoto: Wolfgang Scholtyseck)
Ein Bild aus besseren Zeiten: Ronald Schill (r.) und der Unternehmer Ulrich Marseille treten im Februar 2002 gemeinsam beim Landesparteitagder Schill-Partei in Sachsen-Anhalt auf. (MZ-Archivfoto: Wolfgang Scholtyseck) dpa

Blankenburg/Halle/MZ. - Er könnte jetzt etwas sagen. Aber er wird es nicht tun. Nein, diesmal nicht. Klaus Ende, Präsident der Schill-Partei in Wernigerode, hat sich entschieden. "Ich bin es leid, mich für andere zu entschuldigen", sagt er. Was die Parteimitglieder im Harz von den Ereignissen in Hamburg halten, die Parteigründer Ronald Schill sein Amt kosteten, "das habe ich an die Partei durchgegeben." Die Medien aber hätten "bisher nicht von uns Notiz genommen - warum soll ich jetzt was erzählen?" Wo die Stimmung in der Schill-Partei im Lande doch mit dem Sturz des Übervaters neue Tiefen erreicht, die zu Durchwandern den Mitgliedern umso schwerer fällt, als sie sich eben noch im Fahrstuhl ganz nach oben wähnten.

Vor der Bundestagswahl im letzten Jahr sah Schill-Aktivist Klaus Bierende die neue Bewegung noch "auf dem Weg zur dritten Volkspartei". Der Hamburger Millionär Ulrich Marseille übernahm den Landesvorsitz. Und überall zwischen Altmark und Nordthüringen trafen sich die Aktivisten, um den Altparteien Dampf zu machen. Mittlerweile aber ist aus dem Aufbruch ein "latentes Schwinden" geworden, wie es der Rechtsanwalt und Ex-Schill-Kandidat Volker Flemming nennt.

Marseille ist nur noch einfaches Parteimitglied, der kometenhafte Aufstieg ein langer Marsch. "Solche Zugpferde, die üble Schlagzeilen produzieren", sagt Flemming zum Fall Schill, "sind da nur zusätzliches Marschgepäck." Das wurme ihn, weil die politische Landschaft nach einer Alternative dürste: "Die Leute sind doch der Meinung, dass die Regierung nichts bringt, aber der Opposition traut auch niemand etwas zu."

Da helfe nur noch mehr Einsatz, sagt Kay Watermann, seit Marseilles Rücktritt Landeschef. Die Stimmung in der Partei heiße eindeutig "jetzt erst recht", beschreibt er. "Wir werden unser eigenes Profil noch stärker herausstreichen und noch mal angreifen." Denn Angriff ist die beste Verteidigung. "Wir dürfen nicht auf Schill und Hamburg gucken", sagt Stefan Helmke aus Niederndodeleben. Wichtig sei, zu den Kommunalwahlen 2004 eine Duftmarke zu setzen. "Die Leute wollen uns, das höre ich doch."

Er selbst aber, sagt der Webmaster der Internetseite okschill.de, werde dann wohl nicht mehr dabei sein. Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit für politisches Engagement nebenher, sagt der 28-Jährige. Die Seite hat er erstmal abgeschaltet - und werde "wohl austreten oder bloß als Karteileiche weitermachen."

Hamburgs Innensenator Ronald Schill verlässt am 19. August 2003 die Pressekonferenz im Rathaus der Hansestadt. Nach einem erbitterten Machtkampf hat der Bundesvorstand der Partei Rechtsstaatlicher Offensive Ronald Schill aus der Partei ausgeschlossen. (Foto: dpa)
Hamburgs Innensenator Ronald Schill verlässt am 19. August 2003 die Pressekonferenz im Rathaus der Hansestadt. Nach einem erbitterten Machtkampf hat der Bundesvorstand der Partei Rechtsstaatlicher Offensive Ronald Schill aus der Partei ausgeschlossen. (Foto: dpa)
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