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Schifffahrt Schifffahrt: Saale-Kanal vor dem Aus?

Von Thomas Rietig 02.05.2011, 17:48
Mehrere Boote treffen sich auf der Saale in Halle. (FOTO: ARCHIV/GÜNTER BAUER)
Mehrere Boote treffen sich auf der Saale in Halle. (FOTO: ARCHIV/GÜNTER BAUER) CARDO

BERLIN/Halle (Saale)/DAPD/MZ/ASC. - DieAnzeichen mehren sich, dass der umstritteneSaale-Kanal an der Elbmündung doch nicht gebautwird. Der Bund hat gestern ein Konzept vorgestellt,wonach die Mittel für die Schifffahrt künftigvorrangig auf ein vielbefahrenes Kernnetzkonzentriert werden sollen. Die Saale würdenach den neuen Kategorien lediglich als "Restwasserstraße"eingestuft werden.

Grundzüge des Konzepts waren bereits Anfangdes Jahres bekannt geworden. Demnach sollsich der Ausbau von Wasserstraßen an der Wirtschaftlichkeitund am Verkehrsaufkommen orientieren: Investiertwerden soll nur noch, wenn drei MillionenTonnen Fracht pro Jahr überschritten werden.Doch selbst optimistische Prognosen gehenfür die Saale nach dem Bau des Kanals vonnur 2,5 Millionen Tonnen aus.

Der acht Kilometer lange Kanal soll kurz vorder Mündung in die Elbe etliche Mündungender Saale überbrücken, der aufwendig ausgebauteHafen Halle soll so ganzjährig für große Frachtschiffebefahrbar sein. Ob der Bund überhaupt einPlanungsverfahren eröffnet, ist aber seitMonaten unklar. Vom Bundesverkehrsministeriumwar zu dem Projekt gestern keine Stellungnahmezu bekommen.

Sachsen-Anhalt will unterdessen an dem Kanalfesthalten: Verkehrsminister Thomas Webel(CDU) verwies auf den Koalitionsvertrag, indem sich das Land dazu bekannt habe. Webelsagte, man werde das Wasserstraßen-Konzeptdes Bundes nicht widerstandslos hinnehmen."Wir lehnen alle Bestrebungen ab, die beiden Wasserstraßen auf eine Drei-Klassen-Gesellschafthinauslaufen."

Dem Konzept zufolge sollen künftig zahlreichewenig befahrene Flüsse und Küstenregionennur noch im Bestand erhalten oder gar renaturiertwerden. So soll es in den neuen Ländern nichteine Binnenwasserstraße geben, die den oberenKategorien Vorrang- oder Hauptnetz zugeordnetwird, auch die Elbe nicht. Damit ist im Ostenlediglich Bestandserhaltung vorgesehen undkein Ausbau für moderne große Schiffe. DieSeehäfen Lübeck, Wismar, Rostock und Sassnitzbleiben aber in den oberen Kategorien. Klaus-DieterScheurle, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium,sagte, das Prinzip "Wir bauen den Verkehrherbei" funktioniere nicht.