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Sanierung in Fischbeck Sanierung in Fischbeck: Granaten unter dem Deich

Von Janine Gürtler 10.10.2014, 11:29
Ein Mann sortiert in einem Container geborgenes Metall.
Ein Mann sortiert in einem Container geborgenes Metall. andreas müller Lizenz

Fischbeck - Bei Arbeiten an einem 6,7 Kilometer langen Deich bei Fischbeck (Landkreis Stendal) sind riesige Mengen Munition und Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Wegen der gefährlichen Funde sind die Sanierungsarbeiten am Deich viel komplizierter als ursprünglich geplant: Eine Spezialfirma muss jeden Quadratmeter auf Metall im Boden untersuchen. Zudem hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst bereits mehrere Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg vor Ort gesprengt.

Fischbeck war beim Hochwasser im vergangenen Jahr einer der Brennpunkte für die Einsatzkräfte: Nachdem in der kleinen Gemeinde der Deich brach, wurde das Loch in einer spektakulären Aktion unter anderem mit dem Versenken von ausrangierten Schiffen geschlossen. Doch auch bereits vor fast 70 Jahren spielte sich an der Elbe bei Fischbeck Dramatisches ab: Eingekesselt von der Sowjetarmee im Osten und den Amerikanern im Westen retteten sich tausende Wehrmachtssoldaten in den Fluss und ließen Ausrüstung und Munition zurück. Jahrelang unter der Erde verborgen, kommen nun Panzerfäuste, Geschosse unterschiedlichster Kaliber und Handgranaten aus dem Zweiten Weltkrieg wieder an die Oberfläche.

Knapp 620 Kilogramm

Zu Tage gefördert werden sie von einer Spezialfirma für Kampfmittelräumung aus Gardelegen. Seit August suchen die Mitarbeiter den Boden Meter für Meter mit Metalldetektoren ab. „Die Geräte hörten anfangs gar nicht wieder auf, auszuschlagen“, sagt Burkhard Henning, Leiter des Landesbetriebs für Hochwasserschutz. Mit Spaten, Spachtel und den Händen werden die Stücke, die mit einem Gesamtgewicht von knapp 620 Kilogramm ganze Baucontainer füllen, freigelegt. „Mit einem Fund in diesem extremen Umfang haben wir nicht gerechnet“, so Henning.

Weil zum Beispiel Granaten noch scharf sind, kommt auch der Kampfmittelbeseitigungsdienst zum Einsatz. „Die Waffen sind hochgefährlich“, sagt Axel Vösterling, Sprecher des Technischen Polizeiamts. Denn durch die Korrosion im Boden wurden die Sicherheitsmechanismen beschädigt. Jahrzehnte später könnten die hier gefundenen Handgranaten deshalb noch explodieren.

Deichbauarbeiten gehen weiter

Die Deichbauarbeiten gehen trotzdem weiter, um mit dem Zeitplan nicht in Verzug zu kommen. Die Bagger rollen parallel zu den Arbeiten der Kampfmittelräumer - zumindest auf den Abschnitten, die schon überprüft wurden. Bis Ende Oktober sollen die Begehungen auf dem ersten Trassenteil abgeschlossen sein, weitere Teilstücke sollen noch untersucht werden. „Wir hoffen, dass wir dort nicht ganz so viel finden“, so Henning.

Für die Anwohner bestehe derweil keine Gefahr: „Wir ziehen vor jeder Sprengung einen Sicherheitsradius“, sagt Vösterling. Allerdings warnt er davor, sich in der Nähe der Arbeiten aufzuhalten. „Es besteht höchste Lebensgefahr.“