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Salzlandliga geschockt Salzlandliga geschockt: Fußballspiel endet mit brutalem Kopftritt

Von Erik Schmidt 16.09.2013, 09:17
Der Sportplatz in Egeln, auf dem sich die Tätlichkeit abspielte.
Der Sportplatz in Egeln, auf dem sich die Tätlichkeit abspielte. Erik Schmidt Lizenz

Egeln/MZ. - Der Vorwurf ist drastisch: Eine Brutalität solchen Ausmaßes soll es auf einem Sportplatz in Sachsen-Anhalt noch nie gegeben haben. Im Internet auf verschiedenen sozialen Netzwerken und Plattformen machte die Geschichte am Sonntagabend rasend schnell die Runde: Im Salzlandligaderby zwischen dem Egelner SV Germania und dem SV Warthe Hakeborn kam es nach dem Abpfiff der Begegnung zu Tumulten, wobei ein Spieler der Gästemannschaft den Egelner Denis W. erst zu Boden und anschließend zweimal auf den Kopf getreten haben soll.

„Alle waren geschockt“

Auch am Tag nach dem Vorfall herrschte noch Entsetzen auf dem Sportplatz. Reinhard Luckner, Bürgermeister von Egeln und Vorsitzender des ESV, hat das Geschehene miterlebt: „Das Spiel war beendet, als sich im Mittelkreis eine Traube bildete. Dann lag Denis blutverschmiert am Boden. Plötzlich legte sich die Hektik und es kehrte eine merkwürdige Ruhe ein. Alle waren geschockt.“
Als Täter konnte relativ zügig Stefan W., Kapitän des SV Warthe Hakeborn, ausgemacht werden. Einst hatte der 32-Jährige im Nachwuchsbereich sogar selbst in Egeln Fußball gespielt. „Ich kenne ihn, er ist ein besonnener Mensch. Auf dem Fußballplatz kann er aber schnell austicken“, erklärt Reinhard Luckner, der W. vor einigen Jahren wieder zum ESV lotsen wollte: „Im Nachhinein sind wir froh, dass es nichts wurde.“

Warum Stefan W. die Fassung verlor, ist unklar. „Kurz nach seiner Tat zeigte er jedenfalls keinerlei Reue und wollte nichts sagen“, erzählt Reinhard Luckner, der stellvertretend für den ESV Strafanzeige erstattete. Demzufolge können nur Vermutungen angestellt werden: „Das Spiel war bis dahin fair, auch ein privates Problem der beiden Spieler ist nicht bekannt“, so Luckner. Der mutmaßliche Täter selbst spricht bisher nicht und will sich nur über Anwälte äußern.

Lebenslanges Spielverbot gefordert

Mittlerweile hat auch die Polizei Staßfurt die Ermittlungen aufgenommen und Zeugenaussagen eingeholt. Des Weiteren muss noch ein ärztliches Gutachten abgewartet werden. Denis W. wurde direkt vom Sportplatz in Egeln in das Halberstädter Krankenhaus gebracht. „Er hatte große Schmerzen und konnte seinen Kopf nicht mehr bewegen“, sagt Luckner und fügt an: „Zum Glück konnte er die Intensivstation inzwischen wieder verlassen.“ Mindestens bis zum Ende der Woche muss W. noch unter ärztlicher Aufsicht bleiben; wann der 19-jährige Egelner wieder Fußball spielen kann, ist noch nicht sicher.
Auch Nils Heinemann, Trainer von Hakeborn, äußerte sich geschockt: „Wir müssen das Ganze erst einmal realisieren. Es tut uns sehr leid, außerdem wünschen wir Denis gute Besserung.“ Am Montagabend gab es in Hakeborn zudem eine außerplanmäßige Vorstandssitzung, um den Vorfall genau zu beleuchten.

Darüber hinaus ist eine heftige Debatte entfacht, welche Strafen aus sportlicher Sicht für Stefan W. - der im Übrigen noch die Rote Karte von Schiedsrichterin Nicole Remus sah - die richtigen wären.
Die Forderungen reichen bis zu lebenslangem Spielverbot. „Das Urteil steht noch aus. Ein Sportgerichtsverfahren ist jedoch schon eingeleitet“, weiß KFV-Präsident Markus Scheibel, der außerdem sagte: „So etwas soll nie wieder passieren. Wir können nur immer wieder an das Fairplay erinnern.“
Bis zur 90. Minute stand es in Egeln am Sonntag 2:2-Unentschieden, mit dem Schlusspfiff erzielte der ESV den Siegtreffer. Auch Denis W. hatte zuvor ein Tor geschossen. Doch die Freude darüber währte nicht lange.

Reinhard Luckner, Präsident des Egelner SV Germania und Bürgermeister der Stadt Egeln
Reinhard Luckner, Präsident des Egelner SV Germania und Bürgermeister der Stadt Egeln
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Reinhard Luckner, Präsident des Egelner SV Germania und Bürgermeister der Stadt Egeln, erklärt einem Kamerateam des MDR, wie mit dem Schuh zugetreten wurde.
Reinhard Luckner, Präsident des Egelner SV Germania und Bürgermeister der Stadt Egeln, erklärt einem Kamerateam des MDR, wie mit dem Schuh zugetreten wurde.
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Nach dem Derby zwischen Egeln und Hakeborn kam es auf dem Spielfeld zu einer schweren Körperverletzung.
Nach dem Derby zwischen Egeln und Hakeborn kam es auf dem Spielfeld zu einer schweren Körperverletzung.
DPA/SYMBOL Lizenz