Kirche Schadeleben Zwei Engel in der Kirche Schadeleben brauchen Hilfe
Die beiden in einer Ecke der Sakristei entdeckten himmlischen Wesen sollen ein neues Leben bekommen.

Schadeleben/MZ - Die Kerzen des Weihnachtsbaums werfen kleine Lichtpunkte auf das müde Holz und lassen die rosafarbenen Pausbacken der beiden Engel wieder ein bisschen strahlen. Ansonsten sehen die beiden himmlischen Wesen, die die Schadelebener Kirchgemeinde durch Zufall in der hintersten Ecke ihrer Sakristei entdeckt hat, recht mitgenommen aus. Es fehlen Füße, Flügel, die Schleife eines der Gewänder. Doch geht es nach dem Willen des Gemeindekirchenrates (GKR), sollen die Engel bald wieder in reiner Vollkommenheit erstrahlen. Doch dafür brauchen die Christen Hilfe.
„Wir nehmen an, dass die Engel mal auf dem Altar gesessen haben“, sagt GKR-Vorsitzende Christiane Kern. „Mein Vater meint, sich noch daran zu erinnern.“ Doch 1952 sei die Kirche renoviert worden. „Wahrscheinlich sind sie im Zuge dessen heruntergekommen und in der Versenkung verschwunden“, vermutet Kern. In dem Raum hinter dem Altar, wo alles mögliche herumstehe.
Gutachten wird erstellt
Restaurator und Kunsthistoriker Gerhard Richwien hat sich die beiden hölzernen Figuren bereits angeschaut und soll nun ein Gutachten erstellen. „Erst danach können wir die Finanzierung für eine Restaurierung auf die Beine stellen“, sagt Michael Volta, der ebenfalls zum Gemeindekirchenrat gehört. Doch für so eine kleine Kirche sei das immer ein Riesenkraftakt. Zumal die dringend notwendigen Arbeiten, wie die Reparatur des Daches, auf der Prioritätenliste ganz weit oben stehen. Deshalb würde die Gemeinde für andere Vorhaben vor allem auf Spenden angewiesen sein.
Doch es ist ein lohnendes Projekt
Gerhard Richwien, Restaurator und Kunsthistoriker
„Doch es ist ein lohnendes Projekt, bei dem der Aufwand nicht überproportional groß ist“, findet Richwien und beschreibt den Zustand der beiden Holzfiguren als „Mittelding“. Es müsse etwas gemacht werden, aber es gebe keinen schwerwiegenden Holzwurmbefall und die fehlenden Holzteile - Hände und Flügel - wurden nach und nach in der Sakristei entdeckt. „Da müssen wir nichts nachschnitzen lassen, das ist wesentlich preiswerter.“
Wichtiges Zeugnis historischer Kunst
Natürlich seien sie keine herausragenden Kunstobjekte, wie etwa der bezaubernde Schadelebener Taufengel, dessen Gewänder viel raffinierter herausgearbeitet sind. Auch sind es keine Erz- oder Schutzengel, die sonst typische Attribute, wie Schwert oder Schlüssel, bei sich tragen würden. „Aber sie sind volkstümlich dargestellt, was auch schon wieder ein wichtiges Zeugnis historischer Kunst ist, - und sie schauen freundlich drein“, findet der Restaurator.
Was an ihnen gemacht werden müsste? „Die Holzteile wieder ansetzen. Eine Farbuntersuchung natürlich, vielleicht hat es ja mal viel Gold gegeben“, sagt Richwien und setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege. Dazu wollen sich die Schadelebener mit dem Wiperti-Verein in Verbindung setzen. „Vielleicht wissen sie noch etwas über die Engel“, hofft Michael Volta. Denn den kunstvollen Altar hat die erst 200 Jahre alte Seeland-Kirche aus Quedlinburg bekommen. „Das nennt man dann kunsthistorische Detektivarbeit“, meint Volta und lacht. Aber genau so etwas sei spannend.
Dass die beiden Fund-Engel nicht von Anfang an auf dem Altar gesessen haben, darüber sind sich Kirchengemeinde und Restaurator nämlich einig. Der Altar mit den filigranen Girlanden und die eher groben Engel - das passe nicht zusammen. Auf den Altar sollen die beiden, auch wenn sie wieder hergerichtet sind, deshalb nicht mehr kommen, meint Christiane Kern. „Aber wir werden sicher ein schönes Plätzchen im Altarbereich für sie finden“, ist sie sich sicher.