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Vogelkirche Hoym  Vogelkirche Hoym : Baby-Boom im Dohlennest

Von Regine Lotzmann 14.06.2018, 15:57
Rund um die Kirche von Hoym sind die Dohlen zu entdecken. Inzwischen leben um die 20 Alttiere und ihre Jungen in der Kolonie.
Rund um die Kirche von Hoym sind die Dohlen zu entdecken. Inzwischen leben um die 20 Alttiere und ihre Jungen in der Kolonie. Frank Gehrmann

Hoym - „So viele hatten wir noch nie“, sagt Reinhard Kunert und freut sich über 15 junge Dohlen, die in diesem Jahr in den Nistkästen der Hoymer Vogelkirche geschlüpft sind.

Mal seien es drei gewesen, mal sieben, rechnet er nach. In einem Jahr habe sich ein Waldkauz an dem Dohlennachwuchs bedient.

„Da haben wir dann Vorkehrungen getroffen und kleine Brettchen in die Nistkästen eingebaut, die die Jungen schützen sollen.“

Dass Hoym mit den intelligenten schwarzgefiederten Rabenvögeln etwas ganz Besonderes ist, weiß Kunert, der das Vogelprojekt ehrenamtlich betreut, schon seit langem: „Vor Jahren war das die einzige Dohlenkolonie in der Region - und die strahlt aus.“

Das bedeutet, dass sich Junge, die im Kirchturm von St. Johannis geschlüpft sind, nun auch in der Umgebung angesiedelt haben.

Vogelkirche Hoym: Vögel bei Quedlinburg entdeckt

Uwe Nielitz, der ehrenamtlich für den Naturschutzbund arbeitet, hat die Vögel schon auf der Gersdorfer Burg bei Quedlinburg entdeckt, in Gatersleben und kurze Zeit auch an der Stephani-Kirche in Aschersleben.

Dass es sich dabei wirklich um Hoymer Tiere handelt, hat Nielitz an den Ringen abgelesen.

Denn die von ihm selbst gezeichneten Dohlen tragen einen bestimmten Farbcode am Bein, der mit dem Fernrohr auszumachen ist.

„Auch in Hoym selbst haben Jungvögel die Kolonie verstärkt“, sagt Reinhard Kunert. Etwa 20 Alttiere gebe es jetzt.

Vogelkirche Hoym: Projekt vor 7 Jahren begonnen

Der Biologe schätzt das Hoymer Projekt als vollen Erfolg ein. Etwa 2010 wurde das ins Leben gerufen.

„Als klar war, dass der Kirchturm saniert wird.“ Damals hatte die Kirchengemeinde Weitblick gezeigt und beschlossen, die Einfluglöcher - da hatten sie die Dohlen noch ins Holz geknabbert - bei der Sanierung nicht zu verschließen.

Im Gegenteil: Es wurden sogar Nistkästen für Schleiereulen, Turmfalken und für die Dohlen gebaut, so dass das Brutgeschehen unter Kontrolle war, die Tiere den Kirchturm aber trotzdem als Lebensraum nutzen durften.

Vogelkirche Hoym: Auch etwas für die Umweltbildung tun

Viele Vögel - die meisten davon stehen auf der Artenschutzliste - haben dort inzwischen erfolgreich gebrütet.

Kunert zählt Schleiereulen, Turmfalken, Dohlen und den Waldkauz auf. Und für den Ornithologen Nielitz eine Sensation: die Ringeltaube als Gebäudebrüter.

Doch nicht nur Tierschutz möchte die Kirchengemeinde in St. Johannis betreiben, sondern auch Umweltbildung.

So wurde sogar ein Informationsraum eingerichtet. Der ist gespickt mit Bildern, Postern, Flyern, mit ganz viel Wissenswertem über die in der Kirche brütenden Vögel.

„Als wir angefangen haben, uns intensiver um die Dohlen zu kümmern, hatten wir das Glück, auf der Welle des Vogels des Jahres zu schwimmen.“

Denn zu dem wurde die Dohle 2012 gemacht. „Dadurch wurden wir vom Naturschutzbund gut mit Material versorgt.“

Vogelkirche Hoym: Dummys zum Gewöhnen

Auch die Sparkassenstiftung hat geholfen und Geld für Fernseher und DVD-Player gegeben. Damit Kindergruppen künftig schauen können, was in den Nistkästen passiert.

Nur die Kameras sind dort noch nicht eingebaut. Dafür Dummys, also von Kunert gebastelte Kamera-Attrappen, damit sich die Vögel daran gewöhnen.

„Eigentlich wollte ich mit dem Info-Raum schon weiter sein“, gesteht der Vogel-Experte.

„Aber ich bemühe mich, dass er bis zum Johannisfest fertig wird.“ Bis dahin ist noch ein bisschen Zeit, in der erst einmal die Vogeleltern schwitzen. „Die haben jetzt viel zu tun bei dieser Trockenheit“, sagt Kunert.

Kommen die Tiere doch im Moment kaum an Regenwürmer heran - und die seien für die Dohlenkinder das Lieblings-Hauptgericht. (mz)