"Fantasytickets" der Tigers Vertrag Trainer Christian Schäfer endet bei Aschersleben Tigers 30. Juni 2020: Bei 200 Fantasytickets ein jahr Verlängerung?

Aschersleben - „Der Abschied war etwas ruppig“, sagt Christian Schäfer. Als klar war, dass im Basketball bis auf Weiteres keine Spiele stattfinden, habe man die Spieler nach Hause geschickt. Am 12. März war das. Und mit ruppig meint der Trainer der Aschersleben Tigers, dass alles etwas überhastet gewesen sei.
Statt sich in Ruhe zu verabschieden. Mit allem, was dazugehört. Doch niemand habe riskieren wollen, dass die Grenzen für Reisende geschlossen werden und dann die Spieler nicht mehr zu ihren Familien in Rumänien, Griechenland oder USA kommen.
Schäfer, der zurzeit im Homeoffice für einen Onlinehändler arbeitet, ist Familienmensch durch und durch. „Aber meine Frau noch mehr“, sagt er. Und deshalb falle es beiden schwer, nur per Telefon oder via Skype Kontakt zu den Eltern halten zu können.
Im Sommer soll Hochzeit sein. „Ich denke, bis dahin werden wieder Feiern möglich“, so Schäfer, dessen Wohnzimmer im Moment einem Fitnessstudio mit Fernseher gleiche. Denn ohne Sport geht es auch in der gegenwärtigen Situation nicht. Gefragt, ob er ein Basketballverrückter sei, antwortet Schäfer: „Ein Wahnsinniger“. Fünf Jahre Trainertätigkeit bei den Tigers liegen hinter ihm. Sein Vertrag endet am 30. Juni 2020.
Werden mehr als 200 Fantasytickets verkauft werden, könnte Schäfer noch ein Jahr dranhängen
Und im Moment deutet nichts darauf hin, dass er verlängert wird. Er wolle sich mal eine Pause gönnen. Allerdings hat sich Schäfer eine Hintertür offengehalten.
Sollten 200 Fantasytickets verkauft werden, könne er sich vorstellen, noch ein Jahr dranzuhängen. Mit den Fantasytickets für ein Spiel, dass es nie geben wird, haben die Tigers eine Aktion gestartet, die über finanzielle Engpässe hinweghelfen soll. Sie kosten zwischen vier und 29 Euro.
Denn mit dem Ende der Saison, das per Pressemitteilung durch den Verband verkündet wurde, entgehen dem Verein nicht unbedeutende Einnahmen. Am 28. März hätte im Ballhaus das letzte Heimspiel der Saison stattgefunden. Und das ist immer das zuschauerstärkste. Egal, wie der Gegner heißt. „Wir verlosen dann ja immer Trikots, und die Spieler schreiben Autogramme. Das lockt die Fans in Scharen“, so Schäfer.
Letztes Heimspiel war am 28. März angesetzt, es wäre traditionell das zuschauerstärkste gewesen
Und es wäre für die Fans eine schöne Möglichkeit gewesen, noch mal mit den Spielern ins Gespräch zu kommen. Die ist nun vertan. Zwar hat Präsident Nico Meinicke angekündigt, die Party mit den Fans nachzuholen.
Aber dann werden vom Regionalligateam wohl höchstens die deutschen Spieler vor Ort sein können. Alles andere wäre der Blick in die Kristallkugel. Schäfer will den Talenten noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben. Online, versteht sich.
Mehr ist im Moment nicht möglich aufgrund der Situation. Ansonsten, wenn es denn so käme, verlasse er die Tigers mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wohin?
„Das kommt auch immer ein wenig darauf an, wo meine Frau Arbeit findet.“ Derzeit studiere sie noch in Bernburg und bastele an ihrem Masterabschluss im Onlinemarketing. Ja, er habe eine schöne Zeit gehabt bei den Tigers. Mit Höhen und Tiefen.
Vorige Saison zum Beispiel kämpfte das Team lange gegen den Abstieg. Diese Saison wiederum haben die Aschersleber weit vorn mitgemischt, landen in der Endabrechnung auf Platz vier. Ja, aufzusteigen, das wäre sein Traum gewesen. Der bleibt unerfüllt. In Aschersleben jedenfalls.
Den Traum vom Aufstieg konnte sich Schäfer in Aschersleben nicht erfüllen
Die Atmosphäre werde ihm fehlen. In einer Stadt mit knapp 26.000 Einwohner haben ja nicht nur die Tigers um die Gunst der Zuschauer gebuhlt, sondern auch die Handballer. Und jedes Mal seien mehrere hundert Zuschauer ins Ballhaus gekommen. Sowohl bei den einen, als auch bei den anderen. Das müssten vergleichbar große Städte erst einmal nachmachen.
Und neue Freundschaften sind entstanden, seitdem Schäfer in Aschersleben wohnt. „Ich mag die Geselligkeit und verabrede mich auch gern mal spontan.“ Doch darauf wird er noch eine ganze Weile verzichten müssen in dieser Situation. (mz)